4. Deutsches Fernschachtreffen in Hiddesen 1959

Das Wappen des Gastgeberortes
Das Wappen des Gastgeberortes

Das 4. Deutsche Fernschachtreffen fand in der Zeit vom 16. Mai bis zum 20. Mai 1959 in Hiddesen statt.

Damals noch eigenständig ist Hiddesen heute ein Stadtteil von Detmold, Kreis Lippe. Es liegt an den Hängen des Teutoburger Waldes, der Weg zum bekannten Hermannsdenkmal führt durch den Ort.

In FERNSCHACH wurde vorab wie folgt auf das Treffen aufmerksam gemacht:

Fernschachtreffen in Hiddesen

Wie bereits im vorigen Heft mitgeteilt wird unser nächstes Fernschachtreffen in Hiddesen bei Detmold durchgeführt. Hiddesen liegt landschaftlich äußerst reizvoll inmitten des Herzstückes des Teutoburger Waldes unmittelbar am Fuße der Grotenburg mit dem Hermannsdenkmal und dem ausgedehnten Naturschutzpark. Der genaue Termin: 16. bis 20. Mai (15. Mai ist Anreisetag). Das Treffen findet statt im Restaurant "Frische Quelle", ab Bahnhof Detmold direkt mit dem Autobus in etwa 15 Min. zu erreichen. In diesem Restaurant, das u. a. auch über eine Kegelbahn verfügt, werden alle Mahlzeiten gemeinsam eingenommen. Ein günstiger Pauschalpreis wird noch vereinbart. Übernachtung wird vom Verkehrsamt Hiddesen in Hotels, Pensionen oder Privathäusern (je nach Wahl) vermittelt. Übernachtungspreise (ohne Frühstück, das auch in der "Frischen Quelle" eingenommen wird) gemäß Prospekt etwa DM 2,50 bis DM 5,-.

Über die Durchführung des Fernschachtreffens, die inzwischen ja bereits eine Tradition haben, ist kaum etwas Neues zu sagen: ein Nahschach- und ein Blitzturnier finden statt, aber es wird beileibe nicht nur Schach gespielt werden, sondern je nach Wunsch auch Tischtennis, Skat, Rommé usw., gekegelt wird natürlich auch werden, und auch gemeinsame Spaziergänge stehen wie immer auf dem Programm. Ehefrauen und Bräute sind also herzlich willkommen, sie werden sich bestimmt nicht langweilen.

Die organisatorische Vorbereitung und Leitung hat dankenswerterweise Fernschachfreund Dr. Georg Deppe, Detmold, Hans-Hinrichs-Str, 8, übernommen. Wir bitten, alle Anfragen und Anmeldungen an ihn zu richten. Schöne Ortsprospekte können Sie ebenfalls bei ihm kostenlos und unverbindlich anfordern. Auch wegen der Unterbringung wird Ihnen Fernschachfreund Dr. Deppe auf Wunsch gern behilflich sein.

Wichtig ist, daß sie sich rechtzeitig melden, nicht etwa im letzten Augenblick wenige Tage zuvor! Um eine wunschgemäße Unterbringung zu garantieren, ist gemäß Auskunft des Verkehrsamtes eine unverbindliche Anmeldung mindestens vier Wochen zuvor nötig, also bis spätesten zum 15. April.

Der Abschlussbericht über das Treffen hatte folgenden Wortlaut:

Bericht über das Fernschachtreffen in Hiddesen

Industriebesichtigung in dem benachbarten Detmold - erholsame Waldspaziergänge in dem romantischen Naturschutzgebiet des Heidetals und des Donoper Teichs, so weit gespannt war der Rahmen des vom 16.-20. Mai in Hiddesen, dem ältesten Luftkurort des Teutoburger Waldes, durchgeführten Fernschachtreffens, das von Fernschachfreund Dr. Georg Deppe (Detmold) mustergültig organisiert worden war. Erfreulich das weitere Anwachsen der Teilnehmerzahl, noch erfreulicher, daß sehr viele Fernschachfreunde ihre Frauen mitgebracht hatten. Es spricht sich eben mehr und mehr herum, daß keineswegs ausschließlich das Schachspielen im Mittelpunkt steht und die Ehefrauen mithin durchaus nicht zu einem wartenden Aschenbrödeldasein am Rande eines Schachturniers verurteilt sind. Hochsommerliches Wetter begünstigte die Fuß- und Autowanderungen narh den Hartröhren, nach dem früheren Jagdschloß Lopshorn, nach den sagenumwobenen Externsteinen und nach dem Hermannsdenkmal, das Ernst v. Bandel 1873 auf den Höhen der historischen Grotenburg schuf, an deren waldreiche Hänge sich Hiddesen anschmiegt. Damit neben dem Genießen all der landschaftlichen Schönheiten das Schach auch im Ausflugsprogramm nicht völlig fehlte, wurde eine gemeinsame Autofahrt noch Minden zum Besuch des Kandidatenturniers des Deutschen Schachbundes durchgeführt. In Detmold fanden zwei Besichtigungen recht unterschiedlicher Art statt, die aber eines gemeinsam hatten, daß sie sehr interessante Eindrücke vermittelten. Noch einer Besichtigung das einstigen Residenzschlosses der lippischen Fürsten wurden die Fernschachfreunde in dem weltbekannten Sinalco Werk von Direktor Hardorp herzlich begrüßt und mit hübschen Erinnerungsgeschenken bedacht.

Neben Tischtennis, Federball und Kartenspielen erfreute sich vor allem das Kegeln allseits größter Beliebtheit. Zwei Kegelabenden mußte ein dritter als Zugabe angefügt werden, und es herrschte stets eine Bombenstimmung. Natürlich wurde auch Schach gespielt! Man berichtete sich gegenseitig über Verlauf und gegenwärtigen Stand seiner interessantesten oder auch schwierigsten Fernpartien. Ein Teil der Fernschachfreunde nahm in einem Nahschachturnier (5 Runden nach Schweizer System) den Kampf auf um den Wanderpreis, der 1956 vom Stadtrat in Stadtprozelten gestiftet worden war. Es siegte J. Prüss (Hannover) 5 u. a. vor Dr. E. Meyer (Ludwigshafen), J. Wesenberg (Altenbögge) und G. Beißer (Heilsbronn) je 3,5, E. Brozio (Lünen) 3, G. Menke (Lüneburg), H.-J. Heitmann (Uelzen) und H. Wagner (Euskirchen) je 2,5. Bei diesem Turnier gab es ein bemerkenswertes Jubiläum: G. Menke und Dr. E. Meyer, die vor fast 40 Jahren zum ersten Mal in einer Fernpartie zusammengetroffen waren und seither insgesamt 19mal fernschachlich die Klingen gekreuzt hatten, saßen sich in dieser ihrer 20. Schachpartie erstmalig als Partner im Nahschach gegenüber.

Am Abend des Blitzturniers, für das die Gemeinde Hiddesen eine schöne Silberschale gestiftet hatte, wurden die Fernschachfreunde von Bürgermeister Schlepper herzlich begrüßt, der ebenso wie Gemeindedirektor Landermann längere Zeit mit großem Interesse kiebitzte. Das Blitzturnier mußte wegen der starken Beteiligung in zwei Vorgruppen ausgetragen werden, aus denen sich jeweils zwei für den Endkampf qualifizierten. Gruppe A.: Beißer (Heilsbronn) 10 und Skrbek (Göppingen) 9 u. a. vor Mädler (Düsseldorf) 6, Hahn (Detmold), Wagner (Euskirchen) je 5,5, Heitmann (Uelzen) 4,5, Gruppe B: Prüss (Hannover) 9 und Dr. E. Meyer Ludwigshafen 8 u.a. vor G. Meyer (Eislingen) 7,5, Brozio (Lünen), Wesenberg (Altenbögge) je 5,5, Menke (Lüneburg) 5, P. I. Lorenzen (Delmenhorst) 4,5. Im Endkampf gab es ein "totes Rennen" zwischen Beißer, Dr. E. Meyer und Prüss je 2 vor Skrbek 0. Drei Stichkämpfe waren nötig, um den Sieger zu ermitteln! Erster Stichkampf: Beißer, Dr. E. Meyer, Prüss je 1. Zweiter Stichkampf: Beißer, Prüss je 2,5, Dr. E. Meyer 1. In der Entscheidungspartie siegte Prüss gegen Beißer und wurde damit Doppelsieger im Hiddesener Fernschachtreffen, das allen Teilnehmern in bester Erinnerung bleiben wird.

Leider sind kaum noch Originaldokumente des Treffens 1959 in Hiddesen erhalten. Die folgende Zusammenstellung zeigt, dass es in organisatorischer Hinsicht noch "recht rustikal" zuging.