37. Deutsches Fernschachtreffen in Bodenmais 1991

Das 37. Deutsche Fernschachtreffen fand in der Zeit vom 18. Mai bis zum 26. Mai 1991 in Bodenmais statt.

Luftbild von Bodenmais
Luftbild von Bodenmais

Bodenmais liegt im Bayrischen Wald und ist ein heilklimatischer Kurort.

Der Ort ist bekannt für sein gesundes, waldreiches Mittelgebirgsklima, das ihn zum größten Tourismusort des Bayerischen Waldes gemacht hat. Insbesondere Menschen mit Erkrankungen der Atemwege und Herz-Kreislauf-Krankheiten suchen Bodenmais zum Zweck der Heilung oder zu deren Linderung auf.

In der "Bayerwald-Bote" erschien am 21. Mai 1991 folgender Artikel:

Zug um Zug die Weltmeisterschaft gewinnen

Ehemaliger Fernschach-"König" zu Gast beim Treffen seiner deutschen Kollegen in Bodenmais

Bodenmais. "Der hat ja 'ne Macke" - so oder ähnlich mögen die Mitreisenden denken, wenn Dr. Fritz Baumbach während einer zehnstündigen Bahnfahrt ständig und "ohne Gegner" Schach spielt. Für den ehemaligen Weltmeister im Fernschach sind diese Reaktionen kein Problem - schließlich weiß er selbst genau, gegen wen er spielt. Fritz Baumbach strebt erneut den WM-Titel an. In Bodenmais (Landkreis Regen) war er Gast beim Treffen der deutschen Fernschachspieler.

Da das Fernschach ein reiner Amateursport ist, hat der 56jährige Fritz Baumbach zwei Jobs. In Ostberlin ist er Chemiker und in München Spezialist am europäischen Patentamt. Die langen Zugfahrten quer durch die Republik nutzt er zum Nachdenken. Schon manchen gegnerischen Turm hat er im rollenden Wagon "aus dein Weg geräumt".

Für Fritz Baumbach hat das Fernschach vier Vorteile gegenüber Nahschach: keine direkten Gegner, dadurch mehr Zeit und weniger Streß. Der Effekt: die größtmögliche Perfektion. "Bei uns kommt es fast nie vor, daß ein Spiel durch Fehler wegen Zeitdrucks entschieden wird", erklärt Dr. Fritz Baumbach. Die Spieler "treffen" per Postkarte aufeinander. Laut Reglement muß innerhalb von drei Tagen nach Erhalt der Postkarte des Gegners der eigene Zug aufgeschrieben und abgeschickt werden.

Doch die internationale Postverteilung behindert oftmals den Spielfluß. Bevor sich Fritz Baumbach die Krone im Weltfernschach aufsetzen durfte, mußte er über fünf Jahre lang Kontrahenten von der Sowjetunion bis Argentinien mit Postkarten bombardieren. Schließlich konnte pro Partie durchschnittlich nur ein Zug im Monat gespielt werden - schneller arbeiten die Briefträger zwischen Leningrad bis Buenos Aires nun mal nicht.

1990 verlor der damalige Weltmeister seinen Titel. Aber jetzt will er sich den Thron zurückerobern. Seit Ende 1989 laufen die 13. Weltmeisterschaften im Fernschach. Vielleicht kommt der Mann aus dem Berliner Stadtteil Breslauer Berg ja zu einem erneuten Erfolg - "Zug um Zug" sozusagen.

Bodenmais - ein Blick auf den Ort
Bodenmais - ein Blick auf den Ort

Der Blick auf den Ort wurde von Georg Engelhardt vom Balkon seiner Unterkunft aus bildlich festgehalten.

Der erste urkundliche Bericht über Bodenmais, in dessen Umland früher auch in Gruben nach Silber gegraben wurde, findet sich im Urbar der bayerischen Herzöge. Um das Jahr 1300 wurde in ihm vom "Item das Goldwerch ze Pabenmaiz" berichtet.

Zu Bodenmais weiß Fernschachfreund Ulrich Wagner zu berichten:
"Das Fernschachtreffen in Bodenmais wird vielen Teilnehmern schon deshalb unvergessen bleiben, weil es hier eine Besonderheit gab. Wie stets war vorher alles bis ins Detail geplant, vor dem Turniersaal und im Hof sollten für die angereisten Angehörigen und Spieler Tische und Stühle aufgestellt werden, um dort zu rasten und die Frühlingssonne zu genießen.
Die Realität war allerdings ganz anders als erwartet. Obwohl das Pfingsttreffen diesmal Ende Mai stattfand und so schon frühsommerliche Tage zu erwarten waren, gab es einen Temperatursturz mit einem Kälteeinbruch, auf den sich viele Teilnehmer mit ihrer Kleidung nicht eingestellt hatten. Am Tag des Abschlussabends schneite es ununterbrochen auf Bodenmais hernieder und man fühlte sich eher an Weihnachten erinnert als an Pfingsten. Im Laufe der Woche des Treffens hatten sich einige Fernschachfreunde mit ihren Angehörigen zusammen getan, um der nahe gelegenen Hauptstadt Prag per Bus einen Tagesbesuch abzustatten. Auf der Rückfahrt erlebten sie den Wintereinbruch pur. Der Bus bliebt im Schnee stecken und einige Spieler erschienen durchgefroren und verspätet an den Brettern zur Abendrunde.
Dagegen gab es allerdings ein Allheilmittel, den Bärwurz, ein heimisches Nationalgetränk."

Ergebnisse der Veranstaltungen des 37. Deutschen Fernschachtreffens

Nahschachturniere

(144 Spieler, 9 Runden nach Schweizer System in 3 gleichberechtigten Gruppen)

Gruppe A
R. Siegmund (Dresden) mit 6½ Punkten vor M. Bauer (Reichenbach), W. Gläser (Hannover), W. Kempen (Korschenbroich) 6½, N. Molzahn (Chemnitz) 6, Dr. P. Kopp (Darmstadt), B. Treiber (Hannover) 5½.

Gruppe B
M. Keller (Olching) mit 7 Punkten vor M. Glinzk (Krefeld) 6½, R. Blodig (Riedenburg), H. Rürup (Bad Oeynhausen), U. Wolf (Bochum), C. Bröker (Düsseldorf) 6, G. Pliskin (SU-Rjazan) 5½.

Gruppe C
F. Löchner (Heilbronn) mit 7½ Punkten vor Ch. Papapostolou (Bonn) 7, G. Grünke (Durmersheim), H. Detmer (Wallenhorst), H. Balke (Castrop-Rauxel), E. Späte (Hilden), R. Wanke (Bad Dürrheim) 6.

Turniersimultan

(60 Teilnehmer, Vor-, Zwischen- und Endrunde)

Es siegte M. Bauer (Reichenbach) vor M. Keller (Olching), W. Kempen (Korschenbroich), H. Kuhn (Isernhagen), R. Blodig (Riedenburg), Dr . P. Kopp (Darmstadt), W. Rosen (Essen).

Blitzturnier

(64 Teilnehmer)

In der Endrunde A siegte M. Keller (Olching) mit 5½ Punkten vor R. Blodig (Riedenburg), W. Rosen (Essen) 5, M. Bauer (Reichenbach) 3½, G. Pliskin (SU-Rjazan), E. Rosenhahn (Erfurt) 3, A. Steiger (Abensberg) 2, F. Drosson (Freiburg) 1.
In der Endrunde B siegte W. Kempen (Korschenbroich) mit 6½ Punkten vor C. Papapostolou (Bonn) 5, Kh. Podzielny (Essen), Dr. P. Kopp (Darmstadt) 4.
In der Endrunde C siegte E. Siegmund (Dresden) mit 5½ Punkten vor A. Soltau (Hamburg) 4½, W. Löffler (Wiesbaden) 4½.
In der Endrunde D siegte G. Beisser (Heilsbronn) mit 5 Punkten, in der Endrunde E R. Nitsch (Sindelfingen) mit 5 Punkten, in der Endrunde F W. Zschunke (Schweinfurt) mit 6 Punkten, in der Endrunde G W. Nagorni (Hannover) mit 5½ Punkten und in der Endrunde H E. Andree (Berlin) mit 5½ Punkten.

Idylle aus Wald und Wasser
Idylle aus Wald und Wasser

Wanderungen in der Gegend um Bodenmais führen zu manchem idyllischem Plätzchen.

Fünf Erlebnispfade berichten von Flößern und Köhlern, von Waldgeistern und Burgruinen, von Quellen und Parzellen, von Bergmännern und dem Leben im Schwarzwalddorf vor über hundert Jahren, und von den Mönchen und ihren Lehensbauern, die den Wald vor 1000 Jahren erst urbar machten.

Die Zeitschrift Fernschach berichtete: "Bodenmais, ein kleines Städtchen mitten im Bayerischen Wald, war vom 18. bis 26. Mai 1991 Austragungsort des 37. Deutschen Fernschachtreffens. Wie stets nahmen viele hundert Fernschachfreundinnen und Fernschachfreunde mit ihren Angehörigen an diesem Treffen teil. Für Abwechslung war reichlich gesorgt. Der Tagesausflug durch "Höhen" und "Tiefen" des Bayerischen Waldes zur Walhalla-Ruhmeshalle sowie nach Regensburg und zum Höllensteinsee war ein voller Erfolg. Wie immer gab es Turniere im Tischtennis, Kegeln, Skat und Minigolf. Mit der Preisverteilung und einem großen Festabend mit Tanz fand das Fernschachtreffen 1991 seinen Abschluß."


Organisationsleitung: Ulrich Wagner