Rezensionen - Einstellungsjahr 2009

Verfasser: Uwe Bekemann (sofern nicht jeweils ein anderer Verfasser genannt ist)

Reggio Emilia 2007/2008

Mihail Marin & Yuri Garrett
Reggio Emilia 2007/2008
288 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-1-906552-32-9
24,99 Euro.




Reggio Emilia 2007/2008
Reggio Emilia - wie oft steht dieser Name als Turnierbezeichnung in den Partiekenndaten der Datenbanken?! Die Erstauflage dieses Traditionsturniers, korrekt "Torneo di Capodanno di Reggio Emilia", fand im Jahresübergang 1958/59 statt. Über das Turnier zum 50. Jubiläum 2007/08 ist bei Quality Chess ein Turnierbuch erschienen. Und dieses Turnierbuch enthält alles, was man von einem Werk aus diesem Genre erwartet.

An erster Stelle sind dies natürlich die Partien selbst, 45 an der Zahl und allesamt kommentiert. Die Analysen und Anmerkungen stammen teilweise von den Teilnehmern selbst, teilweise von Mihail Marin, der auch zu den Spielern zählte. In einigen Partien wird dem Leser eine Kombination aus beidem geboten.
Neben dem Turniersieger Almasi und Marin stritten Gashimov, Ni Hua, Harikrishna, Landa, Korchnoi, Navara, Tiviakov und Godena um Punkte und Prämien.

Besonders authentisch sind natürlich die von den jeweiligen Kontrahenten selbst beigetragenen Analysen und Anmerkungen, aber auch die Kommentierungen aus der Feder Mihail Marins konnten mir in den Partien, die ich mir genauer angeschaut habe, gefallen.

Es ist immer wieder einen Hingucker wert, wenn plötzlich ein aus dem Deutschen übernommenes Wort im englischen Text auftaucht. Schach macht dies möglich, z.B. auf Seite 18 in der Partie Almasi gegen Harikrishna, "An important zwischenzug", und auf Seite 79 in Landa gegen Marin, "White in zugzwang after 48…b4!" Anglizismen in deutschen Texten sind nichts Besonderes, aber deutsche Worte in englischen Texten tragen den Hauch des Exotischen in sich.

Die Partien haben nicht nur einen hohen Unterhaltungswert, sie geben bisweilen auch Einblick in die Gedankenwelt der Spieler während der Partie sowie in die Analysearbeit, begleitend und nachgehend. Unter diesem Aspekt darf sich der Leser auch einen Schulungseffekt vom konzentrierten Umgang mit den Partien versprechen.
Die Partien sind übrigens zweispaltig gedruckt mit Ausnahme einer Begegnung zwischen Gashimov und Kortschnoi, gespielt in der russischen Mannschaftsmeisterschaft 2008, die aus dem wohlmeinenden Grund aufgenommen worden ist, um auch eine Kortschnoi-Gewinnpartie im Buch zu haben. Ob der einspaltige Druck dieser Partie Absicht oder nur die Folge irgendeines Nickerchens ist, kann offen bleiben.

Zu Beginn des Werkes, aber auch immer wieder im weiteren Verlauf, gibt es einiges zu lesen über das Entstehen des Werkes selbst, die "Institution Reggio Emilia", das Turnier, seine Teilnehmer, Besonderheiten einzelner Runden und mehr. Jede neue Turnierrunde wird mit einem Titelblatt eingeführt, das die Rundenergebnisse und den aktuellen Turnierstand anzeigt.

Zahlreiche Fotos in schwarzweiß tragen zu dem positiven Gesamteindruck des Werkes bei. Mal zeigen sie eine Situation am Brett, dann vor einem "offiziellen Hintergrund" oder auch einfach mal eine Szene nebenbei.

Partien aus früheren Jahren dieses Traditionsturniers, ein langes Interview von Yuri Garrett mit Pentala Harikrishna und Ni Hua (sehr unterhaltsam!), Spielerbiographien, die Abschlusstabellen zu allen Veranstaltungen von Beginn an und ein Partien- und Eröffnungsindex vervollständigen das Werk zu einem richtig guten Turnierbuch.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

New In Chess Yearbook 92

Verschiedene Autoren (Editor: Genna Sosonko)
New In Chess Yearbook 92
246 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-90-5691-288-8
26,95 Euro.




New In Chess Yearbook 92
Zu den wichtigsten Periodika, die dem Schachspieler helfen, sein Eröffnungsrepertoire auf Stand zu halten und zu verfeinern, zählt zweifellos das New in Chess (NIC)-Jahrbuch. Für nicht wenige ist diese Reihe sogar wertvoller als der Informator, weil sie nicht nur mit Varianten und Symbolen konfrontiert werden, sondern die angesehenen Autoren Erläuterungen an die Hand geben. Das NIC-Jahrbuch 92 enthält - wie üblich - im Hauptteil 33 Artikel zu verschiedenen Eröffnungen, wobei Sizilianisch (sechs Beiträge) und Slawisch (vier Beiträge) am häufigsten den Gegenstand der Erörterung bilden. In der Regel ist ein Artikel dadurch motiviert, dass es zu einer Neuerung in einem System oder einer Variante gekommen ist oder weil eine bekannte kritische Stellung neu diskutiert wird. Es gibt aber auch Artikel, die eher der Vorstellung einer Eröffnung dienen, die, aus welchem Grund auch immer, das Interesse des Autors gefunden hat.

Der Aufbau der einzelnen Behandlungen ist ähnlich. Die zu erörternde Zugfolge bzw. die darüber erreichte Stellung wird eingeführt. Dabei werden je nachdem Prinzipien dargestellt, Seitenlinien aufgezeigt, Vor- und Nachteile erwogen und eine wertende Zusammenfassung gegeben. Weiterführende Partien, in aller Regel und dies oft auch detailliert kommentiert, runden den jeweiligen Beitrag ab.

Es hängt natürlich von den subjektiven Präferenzen des Lesers ab, was ihm eine intensive Betrachtung wert ist und was vielleicht "nur" als Nachschlagemöglichkeit für einen späteren Bedarf in Betracht kommt. Ich möchte zwei Artikel ausführlicher ansprechen. Dies ist zunächst "New Conclusions in the Max Lange Gambit - Part I" von Lev Gutman. Gutman setzt sich erst einmal kritisch mit einer Erörterung von John Emms in "Dangerous Weapons" auseinander, um dann die Seitenlinie nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.0-0 Sf6 5.d4 Lxd4 6.Sxd4 Sxd4 7.f4 d6 8.fxe5 dxe5 9.Lg5 und seltene schwarze Fortsetzungen wie 9...c6 zu behandeln. Dabei verweist er auf intensive Untersuchungen in Kaissiber.
9...e6 und 9...De7 sollen Gegenstand späterer Beiträge (II und III) in NIC sein.
Der Einführung schließt sich eine sehr detaillierte Betrachtung des Variantenwerkes an, das - incl. Fundstellenangaben - auch dem Fernschachspieler große praktische Dienste leisten kann.

Auch der Beitrag "My Old Weapon Reloaded" von Viktor Moskalenko ist sehr beeindruckend für mich. Moskalenko widmet sich Benoni nach 1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 b5 4.Dc2 und gibt zunächst einen wertenden Überblick über die folgenden Eventualitäten. Dabei verweist er auf die jeweiligen Partien im Anschluss zum behandelten Theoriegegenstand. Diese Partien können als ergänzende theoretische Betrachtung gesehen werden, weil der Schwerpunkt der Kommentierung eindeutig auf die Theorieaspekte gelegt ist.

In diesem Stil erscheinen auch die anderen Beiträge im Jahrbuch.

Den Anfang des Buches bildet wie gewöhnlich der Teil "Forum and Sosonko´s Corner" mit Kurzbeiträgen/Repliken auf frühere Beiträge von verschiedenen Autoren. Interessant zu lesen ist ein Leserbrief von Viktor Moskalenko, der sich offenbar über Inhalte eines Beitrags von Lev Gutman im Jahrbuch 91 geärgert hat und ein paar kritische Anmerkungen macht (die Verfasser der in dieser Rezension schwerpunktmäßig behandelten Artikel "unter sich").

Am Schluss des Werkes finden sich fünf Buchrezensionen.

Es werden nur geringe Anforderungen an die englischen Sprachkenntnisse gestellt, um mit dem gewohnt vielseitigen NIC-Jahrbuch arbeiten zu können.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Schach ohne Scheuklappen Band 11

Jeroen Bosch u.a.
Schach ohne Scheuklappen Band 11
142 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 987-90-5691-274-1
19,95 Euro.




Schach ohne Scheuklappen Band 11
Inzwischen schon mit der Nummer 11 ist die Buchreihe "Schach ohne Scheuklappen" (SOS) am Markt. Es ist erstaunlich, dass es den Machern hinter dieser Reihe immer wieder gelingt, weitere "bestens spielbare" ungewöhnliche Eröffnungsideen - Goldgräbern gleich - aus dem See der Möglichkeiten heraus zu sieben. Und wieder sind mehrere Nuggets in die "Schatulle Eröffnungsbuch" gewandert, die "ein frühes Abweichen von gängigen Varianten in Hauptsystemen erlauben", wie es heißt, und dies für gewöhnlich "vor dem sechsten Zug".

Das 1. Kapitel gehört Jeroen Bosch, der das "SOS-Logbuch" führt und darin fortschreibt, was es zu Empfehlungen früherer Bände an Entwicklungen gibt. 16 Folgekapitel, ganz überwiegend von Spielern und Autoren aus der 1. Reihe beigetragen, enthalten die neuen Vorstellungen.

Im Folgenden möchte ich auf drei der vorgestellten Varianten etwas tiefer eingehen.
Dies ist zunächst einmal im Kapitel 7 die Idee, Spanisch und Schottisch nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d4 exd4 mit 4.Lb5 zu verbinden. Der Autor Adrian Michaltschischin vergibt den Namen Musitschuk-Gambit dafür, da die Großmeisterinnen Anna und Maria Musitschuk diese Waffe mit Erfolg einsetzen. Auf rund drei Buchseiten wird die "Theorie" vorgestellt. Die Wahl dieses Abspiels verspricht auf jeden Fall ein interessantes und durchaus aussichtsreiches Spiel, die Spieler sind früh auf ihr eigenes spielerisches Können angewiesen.

Sergej Tiwjakow zeigt auf, wie Schwarz Hauptvarianten im Drachen umgehen kann. Er braucht etwas länger bis zum Schlüsselzug in seiner Variante, nämlich bis zum 8. Zug. Nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 6.Le3 Lg7 7.f3 Sc6 8.Dd2 stellt er 8...Le6!? vor, wobei er zwei von ihm selbst gespielte Partien als Basis wählt. Läuferzüge auf Feldern unmittelbar vor Bauern, die sich noch auf dem Ausgangsfeld befinden, sind heute schon in mehreren Eröffnungen salonfähig geworden. Warum nicht auch im Sizilianischen Drachen?

Überrascht sein wird auch so mancher Weißspieler, wenn ihm der Schwarze im "ach so faden" Caro-Kann plötzlich im 5. Zug einen Damenausfall präsentiert. Tibor Koralyi stellt 1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sd2 dxe4 4.Sxe4 Sd7 5.Sg5 Da5+!? vor und zeigt auf rund 8,5 Buchseiten auf, wie es weitergehen kann. Selbstbewusst tauft er die Variante dann auch gleich auf seinen eigenen Namen, was zumindest auch das Vertrauen unterstreicht, das er in sie setzt.
Eine interessante Idee und allemal ein Thematurnier im Fernschach wert.

Schach ohne Scheuklappen Band 11 ist der inzwischen gewohnte Schlüssel, mit dem interessantes Schach auf eigene Rechnung ab der frühesten Partiephase gespielt wird.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Bullet Chess - One Minute to Mate

Hikaru Nakamura, Bruce Harper
Bullet Chess - One Minute to Mate
248 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 987-1-888690-67-5
18,95 Euro.




Bullet Chess - One Minute to Mate
Kann es heute noch Schachbücher über etwas geben, was noch in keinem Buch einziges Thema war? Ja! "Bullet Chess - One Minute to Mate" von Hikaru Nakamura und Bruce Harper ist der Beweis. "Bullet" heißt, wörtlich übersetzt, "Geschoss, Kugel", "Bullet Chess" ist die im Internet gespielte Form des Schachspiels, in der jedem Spieler nur exakt eine Minute für die ganze Partie zur Verfügung steht.
Für den herkömmlichen Spieler und erst recht für den Fernschachspieler ist es kaum vorstellbar, dass bei dieser Schachdisziplin brauchbare Partien herauskommen können. Dies aber ist der Fall, was auch mit "Technik" zu tun hat. Verabschieden muss man sich aber von der Vorstellung, dass die übliche, dem Schachspiel innewohnende "Suche nach dem besten Zug" eine gleiche Rolle wie im herkömmlichen Schach oder gar Fernschach spielen kann. "Bullet", wie das Spiel auch kurz genannt wird, ist in erster Linie Spaß, schlicht Spielspaß. Und hieran lassen auch die Autoren keinen Zweifel. Bullet hilft nicht bei der Suche nach der Wahrheit im Schach, aber es hilft dabei, Schach schneller zu spielen und beim Blick in die Schachpsychologie.

"Bullet Chess" ist ein sehr beeindruckendes Werk. Es ist unterhaltsam, spaßig und ernst zugleich, es ist sehr informativ und bestens geeignet, den für viele über Bullet liegenden geheimnisvollen Schleier zu lüften.

Es ist erstaunlich, die Autoren kommentieren auch in Bullet gespielte Partien. Natürlich werden grundsätzlich keine Analysen von Varianten angeboten, was so sinnvoll gewesen wäre wie die Suche nach Abzweigungen im freien Fall Richtung Erde. In Bullet aber ergibt sich ein positives Urteil oder auch ein schlechtes für einen Zug nach Bullet-Maßstäben. Diese sind eine Darstellung über die Kommentierung wert. Eine Vereinfachung der Stellung durch Abtausch, eine Kette von Materialopfern kann genau die richtige taktische Entscheidung sein, wenn der Gegner vor dem Bedenkzeit-Exodus steht.
Bullet wird nie den Remistod sterben!

Jeder Sieg ist ein guter Sieg! Dieser Grundsatz gilt für Bullet. Wenn Niederlagen durch eine Zeitüberschreitung zustande kommen, sind im herkömmlichen Schach die Siege im Bewusstsein mit einem kleinen Makel versehen, nicht aber in Bullet!

"Pre-moving", also das "Vor-Ziehen", ist die technische Besonderheit, die Bullet-Partien unterstützt und damit spielbarer macht. Der Fernschachspieler kennt eine ähnliche Möglichkeit, die Abgabe von Eventualzügen. Beim Pre-moving wird der Zug des Gegners beantwortet, bevor dieser ihn ausgeführt hat. Wenn denn der Gegner den "schon beantworteten" Zug denn tatsächlich ausführt ... Die Technik und weitere Besonderheiten werden sehr anschaulich im 5. Kapitel beschrieben, im Kapitel 6 geht es dann um die andere Seite der Medaille, nämlich die mit dem Einsatz verbundenen Gefahren.

Hochinteressant sind die facettenreichen Buchinhalte zur Eröffnung in Bullet, Kapitel 6 bis 8, zur Vereinfachung, Kapitel 12, sowie zur mentalen/psychischen Seite des Spiels, Kapitel 15 bis 17 und natürlich zu den Bullet-Prinzipien, Kapitel 20. Diese Hervorhebung soll keinesfalls die nicht genannten Kapitel zu uninteressanten Inhalten degradieren. Auch diese sind unverzichtbar, zudem ist das Urteil "besonders interessant oder interssant" natürlich subjektiv.

"Bullet Chess" beinhaltet insgesamt 20 Kapitel. Diese sind:

  1. What is Bullet Chess?
  2. Why Bullet Is Fun
  3. Time
  4. Pre-moving and Other Creatures
  5. Pre-moving Blunders
  6. Choosing Your Openings
  7. Winning in the Opening
  8. Bullet Openings
  9. The Initiative
  10. Strategic Focus
  11. Tactics
  12. Simplification
  13. Bullet Endings
  14. Common Mistakes
  15. Mental Errors
  16. Psych Outs
  17. Falling Apart
  18. Knowing when to stop
  19. Lessons from Bullet
  20. Bullet Principles.

Selbst für denjenigen, der nie auf die Idee kommen wird, ein "Partiegeschoss" von einer Minute zu spielen, ist "Bullet Chess - One Minute to Mate" von Hikaru Nakamura und Bruce Harper" ein empfehlenswertes Werk. Und wer Bullet wagen möchte, kommt einfach nicht daran vorbei.
Etwas Neues im Sektor der Schachliteratur, unterhaltsam, informativ und auf jeden Fall zu empfehlen.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Opening for White according to Anand 1.e4 Bd. 12

Alexander Khalifman
Opening for White according to Anand 1.e4 Bd. 12
284 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-954-8782-72-2
26,95 Euro.




Opening for White according to Anand 1.e4 Bd. 12
Der bulgarische Verlag "Chess Stars", beheimatet in der Hauptstadt Sofia, gibt Serien von Eröffnungsbüchern heraus, in denen jeweils ein Repertoire für Weiß oder Schwarz "in Entsprechung zu Weltmeistern" (Karpov, Kramnik, Anand) vorgestellt wird. Aus der Serie "Opening for White According to Anand 1.e4" ist jüngst der 12. Band erschienen, der sich mit dem (Richter-) Rauser-Angriff der Sizilianischen Verteidigung und Abspielen auf dem Weg dorthin befasst. Autor ist Alexander Khalifman, 14. Schachweltmeister.

Das Buch ist in englischer Sprache erhältlich und kann mit Schulsprachkenntnissen gut verstanden werden.

Nach einem 1. Teil, der als Einleitung und Hinführung verstanden werden kann, folgen zwei weitere Teile mit der Kerntheorie. Diese unterscheiden in die Variante ohne a7-a6 (nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 Sc6 6.Lg5 e6 7.Dd2) und in jene mit a7-a6 nach den vg. Eingangszügen.

Nicht zuletzt für Fernschachspieler ist die zumeist sehr ausführliche Betrachtung der beiderseitigen Möglichkeiten ein Gewinn. Zu gefallen weiß das Werk dabei auch deshalb, weil es ganz überwiegend eindeutig begründet, warum ein Zug, eine Fortsetzung gut oder schlecht sein soll. Die Erklärungen sind konkret, z. B. "und Schwarz hat Probleme, seine Truppen zu koordinieren" oder "die weißen Aussichten sind dank des Läuferpaars und des Drucks in der e- und in der f-Linie besser."
In wertenden Zusammenfassungen gibt der Autor nach den Theoriekapiteln Gesamturteile ab, die dem Leser eine Groborientierung ermöglichen. So kann es eine Empfehlung sein, zunächst einen Blick in diese Zusammenfassung zu werfen, bevor es an die konkreten Varianten geht.

Das Variantenverzeichnis am Ende des Buches ist ein guter Kompass durch den Dschungel der Theorie. Wenn es doch etwas zu bemängeln gibt, dann ist es der für diese Buchreihe typische arg dünne Karton, der für die "Außenhaut" verwendet wird.
Insgesamt ist das Buch eine klare Kaufempfehlung.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

starting out: the Scandinavian

Jovanka Houska
starting out: the Scandinavian
320 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 9781-85744-582-4
17,95 Euro.




starting out: the Scandinavian
"starting out: the Scandinavian" aus der Feder der englischen Spitzenspielerin Jovanka Houska ist eine weit angelegte Darstellung der Hauptlinien in der Skandinavischen Verteidigung. Sie widmet sich den Zugfolgen 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 und 2...Sf6 sowie - kurz - weißen Abweichungen im 2. Zug. Rund ein Dreiviertel des Inhaltes befasst sich mit 2...Dxd5.

Das Buch hat einen starken Teil, jenen zu 2...Dxd5, und einen zweiten, den ich aufgrund der inhaltlichen Zusammenstellung und auch der einen oder anderen Stellungseinschätzung als schwächer ansehe. Zu 2...Sf6 habe ich ein "echtes Heimspiel", als Autor eines inzwischen vergriffenen eigenen Werkes zu 1.e4 d5 2.exd5 Sf6 bin ich noch eng mit dem Variantenwerk vertraut.

Zu 2...Dxd5:
Zunächst werden die grundsätzlichsten Belange der Eröffnung dargestellt, jene positioneller Art, Ideen, Pläne und wesentliche Merkmale der Bauernstrukturen. In neun Folgekapiteln werden dann die verschiedenen Abspiele untersucht. Den Abschluss bildet das 10. Kapitel, welches Alternativen des Weißen im 3. Zug aufzeigt, in Abweichung von den zuvor behandelten Hauptlinien.
Das Material ist aktuell und wird auf verständliche Weise aufbereitet. Die Autorin spart nicht mit Anmerkungen, die einen Blick hinter die Kulissen der Züge werfen. Analysen zu einzelnen Zügen werden bei Bedarf ausgeweitet und können auch schon mal den Raum einer halben Buchseite einnehmen.

Zu 2...Dxd5 ist das Werk von Jovanka Houska eine empfehlenswerte Einführung.

Zu 2...Sf6:
Die Hauptfortsetzung für Weiß ist immer noch 3.d4. Wegen der Möglichkeit des Nachziehenden, über 3...Lg4 die Portugiesische Variante einzuleiten, steht Houska dieser weißen Wahl mit einer erkennbaren Skepsis gegenüber. Diese halte ich für übertrieben, denn wirklich fürchten muss Weiß die Entwicklungen nicht. Zudem ist Schwarz nicht gezwungen, 4...Sxd5 zu spielen.
Vielleicht ist die Bevorzugung von 3.Sf3 auch damit zu erklären, dass die Autorin nach 3.d4 Sxd5 den Zug 4.c4 stiefmütterlich behandelt.

Für mich unverständlich ist das Urteil "?!" zu 3.c4, auch wenn ich die Begründung hierzu lese. Nach Houska verspricht 3.c4 dem Anziehenden zwar einen Vorteil, doch sollen die anderen Linien vielversprechender sein. Das Isländische Gambit (auch Palme-Gambit genannt), das über 3...e6 entsteht, wird anhand (nur) einer Partie besprochen. Präferiert wird 3...c6, was man sich aber überlegen sollte, weil Weiß mit 4.d4 in die Panow-Variante der Caro-Kann-Verteidigung überleiten kann.

Mein Urteil zum Buchteil zu 2...Sf6: Beide Seiten erhalten Material, dessen Zusammenstellung eher einem Repertoirebuch als einer Eröffnungseinführung entspricht. Dieser Teil des Werkes kann nicht hundertprozentig überzeugen.

Weiße Abweichungen im 2. Zug werden genannt, schwarze Abweichungen nicht.

Zwei der insgesamt eingearbeiteten 71 Partien sind im Fernschach gespielt worden, eine Aufstellung steht am Ende des Buches. Dort findet der Leser auch das Variantenverzeichnis, das ausreichend detailliert ist.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Improve Your Chess

Lars Bo Hansen
Improve Your Chess
192 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-1-906454-12-8
19,95 Euro.




Improve Your Chess
In "Improve Your Chess" versucht sich der auch als Autor gut bekannte dänische Großmeister Lars Bo Hansen an einem beschreibenden und analytischen Streifzug durch die Schachgeschichte. "Verbessern Sie Ihr Schach", wie der Titel übersetzt werden kann, und der Untertitel "by learning from the champions", also "von den Meistern lernen", suggeriert, dass dieses Buch zugleich den Stoff bietet, um sich frisch an die Umsetzung des Auftrags aus dem Buchtitel zu machen. Diese Erwartung aber dürfte den Anspruch an das Werk überstrapazieren.
Von den Meistern lernen heißt, dass sich der Spieler mit deren Partien intensiv befasst. Da sich der Stil, in dem Schach gespielt worden ist und gespielt wird, mehrfach geändert hat, lernt der Spieler über das Partienstudium auch dessen jeweilige Kennzeichen und Merkmale, die Stärken und Schwächen kennen. Der Stil und die Auffassung vom Schachspiel sind auch Ausdruck einer Zeit, in der das berühmte Vorbild in den behandelten Partien aufgetreten ist.

Hansen kann natürlich nur Streiflichter auf die Zeiten, Stile, Spieler und Partien werfen, er kann nicht alle Elemente der jeweiligen Schachauffassung intensiv behandeln. Und so ist der Buchtitel eher als Leitsatz und als Anleitung sowie als Einleitung zu verstehen, um den Leser zum Studium der Schachgeschichte zu führen.

Hansen unterteilt die Schachgeschichte in die Epochen

- Ära der Romantik (1450 - 1870)
- Ära der Wissenschaft (1870 - 1920)
- Ära der Hypermoderne (1920 - 1945)
- Neue Dynamik (1945 - 1965)
- Zeit der Universalität (1965 - 1985)
- Kreative Genauigkeit (1985 - heute)
und erwartet für die Zukunft die Ära der Transformation.

Dieser Einteilung entsprechend hat er die einzelnen Kapitel in seinem Werk geordnet. Vorangestellt findet der Leser eine Einführung, in der Hansen erklärt, warum der Spieler sich mit dem Studium der Schachgeschichte beschäftigen sollte.

Anhand von Partien, die besonders kennzeichnend für Stilelemente sind und oder aber eine entsprechende hohe schachgeschichtliche Bedeutung haben, unterweist Hansen den Leser zum Thema. Die Partien enthalten in der Regel nur wenige Analysen und diese beschränken sich dann auf das Wesentliche. Variantengestrüpp sucht man vergeblich, in einem Buch wie diesem vermisst man es auch nicht.

Die Stärken der Kommentierung liegen in den textlichen Teilen. Hansen versteht es, seine Einschätzungen verständlich und präzise zugleich an den Leser zu bringen.

Es ist nicht einfach, ein Resümee über das Werk abzugeben. Ich versuche es mal mittels eines Vergleichs: Wer etwas zur Entwicklung der Krankheitslehre erfahren möchte, kauft sich ein Buch wie dieses. Wer wissen möchte, wie man heute eine Krankheit unter Nutzung der Erfahrung aller Zeiten heilt, braucht Spezialliteratur (die er durchaus auf der Grundlage der Basisinformationen gezielt auswählen und beschaffen kann).


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

7 Ways To Smash The Sicilian

Yury Lapshun, Nick Conticello
7 Ways To Smash The Sicilian
190 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-1-85744-595-4
16,90 Euro.




7 Ways To Smash The Sicilian
Ein sehr interessantes und auch kurzweiliges Werk verbirgt sich hinter dem etwas martialischen Titel "7 ways to smash the Sicilian", was so viel wie "7 Wege, um den Sizilianer zu zerschlagen" heißt. Die beiden Autoren Yury Lapshun und Nick Conticello setzen sich darin mit typischen Springer- oder Läuferopfern (sechs Kapitel) und Opfern verschiedener Natur (ein Kapitel) des Weißen gegen die Sizilianische Verteidigung auseinander.
Im Vorwort teilen sie dem Leser zunächst mit, was sie mit ihrem Werk nicht wollen. Es soll weder ein Repertoirebuch noch ein Buch zur Eröffnungstheorie sein, kein Buch über Endspiele und auch nichts Enzyklopädisches, kein Quiz- und auch kein Puzzlebuch. Ich wäre auch, ehrlich gesagt, schon nach kurzer Prüfung ohnehin nicht auf die Idee gekommen, ein Buch aus einem der vg. Genres in den Händen zu halten.
Die Autoren sehen ihr Werk als eine Sammlung qualifiziert kommentierter Partien, in denen Weiß auf die Sizilianische Verteidigung des Gegners getroffen ist und irgendwann in der Partie zum Opfer gegriffen hat.
Das Inhaltsverzeichnis zeigt auf, welchen Klassifizierungen das Buch folgt. Diese sind:

1. Springeropfer auf d5
2. Springeropfer auf e6
3. Läuferopfer auf e6
4. Springeropfer auf f5
5. Springeropfer auf b5
6. Läuferopfer auf b5
7. Verschiedene Opfer

Die Opferarten werden jeweils in ihren Kapiteln kurz eingeführt, wobei die wesentlichen strategischen und taktischen Erwägungen aufgezeigt werden. Anhand ausgewählter Partien wird dann das "Schachkino eröffnet".

Auch wenn das Buch kein Lehrbuch zur Schachtaktik ist, wird es den Leser zu den behandelten Opfern schulen. Mindestens wird sich das "Ob" der Opfermöglichkeiten beim Leser, der nach dem Hauptadressatenkreis der Autoren übrigens noch keine gehobene Spielstärke erreicht haben soll, festsetzen und er wird ein gewisses Auge für opferträchtige Situationen entwickeln.

Bemerkenswert ist die Bibliografie, die das Who-Is-Who der Bücher über Opfer im Schach und über die Sizilianische Verteidigung umfasst, vom Erscheinungsjahr 1966 bis 2005. Die als Quellen genutzten Datenbanken haben auch noch jüngeres Material beigesteuert.

"7 ways to smash the Sicilian" ist Schachunterhaltung mit leichtem Schulungseffekt, ein ehrliches und gelungenes Buch.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Dangerous Weapons: Anti-Sicilians

John Emms, Richard Palliser, Peter Wells
Dangerous Weapons: Anti-Sicilians
285 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-1-85744-585-5
18,95 Euro.




Dangerous Weapons: Anti-Sicilians
Mit ihrem Buch "Anti-Sicilians" aus der Reihe "Dangerous Weapons" aus dem Hause Everyman Chess stellen die drei Autoren John Emms, Richard Palliser und Peter Wells insgesamt 12 Eröffnungen vor, mit denen die ausgetretenen Pfade der Sizilianischen Verteidigung verlassen oder vermieden werden sollen. Ein Kriterium für Ihre Zusammenstellung war, dass die jeweilige Eröffnung noch weitgehend unerforscht sein soll.
Das Werk enthält entsprechend der Zahl der vorgestellten Eröffnungen 12 Kapitel mit den folgenden Titeln und Anfangszügen (die ECO-Klassifizierungen sind Ergänzungen des Rezensenten):

1. Action on the h-file - 1.e4 c5 2.Sc3 Sc6 3.g3 g6 4.Lg2 Lg7 5.d3 d6 6.Le3 h5 (B26)
2. A Twist in the c3 Sicilian - 1.e4 c5 2.c3 Sf6 3.e5 Sd5 4.d4 cxd4 5.Sf3 Sc6 6.cxd4 d6 7.Lc4 dxe5 [B22]
3. Neither Too Early nor Too Late - 1.e4 c5 2.c3 d5 3.exd5 Dxd5 4.d4 Sc6 5.Sf3 e5 [B22]
4. Danger with the d4 Gambit - 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 g6 4.0-0 Lg7 5.c3 Sf6 6.d4 [B31]
5. Become a Chameleon! - 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 e6 4.c3 [B30]
6. The Sveshnikov Gambit - 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 e5 4.Lc4 Le7 5.d3 Sf6 6.Sg5 0-0 7.f4 d5 [B30]
7. Is 4 e5 really so bad? - 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Sf6 4.e5 [B30]
8. Forcing Black to Defend - 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.Sc3 Sf6 4.e5 [B50]
9. Crossing White´s Plans - 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Dxd4 Sc6 5.Lb5 Ld7 6.Lxc6 bxc6 [B53]
10. A Turbo-Charged King´s Indian - 1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.g3 [B40]
11. Following in Staunton´s Foots - 1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.c4 Sc6 4.Sc3 Sge7 [B40]
12. A Remedy to the Nimzowitsch - 1.e4 c5 2.Sf3 Sf6 3.e5 Sd5 4.g3 [B29]

Natürlich war es nicht möglich, in der Vorbereitung dieser Rezension gleichermaßen alle Teile dieses Buches intensiv zu prüfen. So habe ich mich stellvertretend für alle genauer mit dem 3. Kapitel (zu 1.e4 c5 2.c3 d5 3.exd5 Dxd5 4.d4 Sc6 5.Sf3 e5) und dem 6. Kapitel (zu 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 e5 4.Lc4 Le7 5.d3 Sf6 6.Sg5 0-0 7.f4 d5) befasst, beide geschrieben von Richard Palliser. Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass jeweils Spezialvarianten behandelt werden, nicht etwa komplexere Systeme. Diese werden gut und verständlich untersucht, wobei "verständlich" voraussetzt, dass der Leser zumindest schulenglische Sprachkenntnisse hat. Alle Erörterungen sind etwas "taktiklastig", was angesichts des Anspruchs, unter dem das Buch geschrieben worden ist, und der Fokussierung auf ganz spezielle Varianten nicht verwundert. Deshalb ist die Einschätzung "taktiklastig" nicht nachteilig zu verstehen.

Im für diese Buchreihe typischen Stil wird mit kleinen Bildchen auf Besonderheiten, z.B. auf gefährliche Fortsetzungen oder trickreiche Übergange in andere Abspiele, aufmerksam gemacht, was die taktische Prägung weiter unterstreicht.

Das Praxismaterial ist aktuell, was auch für die eingearbeiteten 15 illustrativen Partien gilt. Zehn Partien stammen aus diesem Jahrtausend.

Am Ende des Kapitels erhält der Leser eine kleine Zusammenfassung, die ihm die grundsätzliche Einschätzung des Autors aufzeigt.

Das obligatorische Variantenverzeichnis im Nachgang zu den einzelnen Kapiteln überstreckt über den gesamten Theoriebereich, über die einzelnen Kapitel hinweg und ohne die Kapitelnamen anzuzeigen. Das ist hilfreich für den Spieler, der von einer gegebenen Partiestellung aus gezielt Buchinhalte aufsuchen möchte, unabhängig vom Kapitel, dem diese zugeordnet sind.

"Dangerous Weapons: Anti-Sicilians" ist sowohl Ergänzung als auch Alternative für Spieler, die sich über Spezialliteratur, z.B. SOS, Schach ohne Scheuklappen von New in Chess, neue Ideen zugänglich machen und diese mit einem ausreichenden theoretischen Unterbau geboten bekommen möchten.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

starting out: the Sicilian

John Emms
starting out: the Sicilian
303 Seiten, kartoniert, 2. Neuauflage 2009
ISBN: 9781-85744-588-6
18,95 Euro.




starting out: the Sicilian
Wie gelingt es dem Bildhauer, die Statue eines Löwen zu erschaffen? Ganz einfach: Er nimmt einen Stein und meißelt alles ab, was nicht nach Löwe aussieht! An diesen Scherz fühlte ich mich erinnert, als ich mich zur Vorbereitung dieser Rezension mit dem Werk "starting out: the Sicilian" von John Emms beschäftigte. Wie bekommt man den kompletten Sizilianer trotz ordentlicher Schriftgröße und eines nicht unbedingt Platz sparenden Layouts auf rund 225 Seiten komprimiert? Ebenfalls ganz einfach: Man nimmt den Sizilianer und streicht das weg, was nicht zu den absoluten Grundzügen zählt!
Aber wieso 225 Seiten, wenn das Buch doch insgesamt 303 hat? Geht man von ausschließlich den Seiten aus, die den Theorieblock enthalten, zieht dann den Platzbedarf für rd. 375 Diagramme (zusammengenommen rund 47 Seiten) und jenen für die Titelseiten der einzelnen Kapitel ab, bleiben halt noch rund 225 Seiten für das theoretische Schriftwerk übrig.

Die Beschränkung auf die Grundzüge ist jedoch kein Makel, es entspricht den Zielen der "starting out:"-Serie von Everyman Chess. Sie richtet sich an Leser, die einen Überblick erhalten und eine Eröffnung neu kennen lernen möchten. Der "Bolide" unter den Spielern zählt weniger zum Zielkreis.

Emms behandelt alles, was man in einem solchen Buch sucht, und dies in folgenden Kapiteln:

1. Drachenvariante
2. Najdorf-Variante,
3. Scheveninger System
4. Sveschnikov-Variante
5. Klassisches System
6. Andere Varianten des Offenen Sizilianers
7. System mit Lb5
8. Alapin-Sizilianisch (auch als "Geschlossenes System mit 2.c3" bezeichnet)
9. Andere Linien.

Die Absicht, noch nicht so weit fortgeschrittene Spieler zu schulen, wird auch an Übungen deutlich, die der Autor eingearbeitet hat. Diese werden textlich sowie mittels eines kleinen Bildsymbols hervorgehoben. Daneben gibt es noch die für diese Buchreihe typischen Hinweise, Tipps und Warnungen, von den Symbolen Klemmbrett, Glühbirne und Giftzeichen begleitet.
80 Partien, von denen leider nur eine im Fernschach gespielt worden ist, bilden die Basis für die theoretischen Erörterungen und somit auch die Brücke zur Praxis.

Das Variantenverzeichnis am Schluss des Buches ist qualifiziert, es erlaubt das Ansprechen konkret gesuchter Passagen über die Buchinhalte hinweg.

"starting out: the Sicilian" ist ein geeignetes Buch für den Spieler, der eine Einführung in die Sizilianische Verteidigung sucht, die alle Hauptarme der Eröffnung umfasst. Schulenglische Sprachkenntnisse müssen vorliegen.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Attacking the Spanish

Sabino Brunello
Attacking the Spanish
284 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-1-906552-1-76
23,99 Euro.




Attacking the Spanish
"Attacking the Spanish", übersetzt "Angriff auf die Spanische Partie" lautet der Titel eines neuen interessanten Buches aus dem Hause Qualitiy Chess. Hinter diesem weit gefassten Titel verbirgt sich konkret ein Repertoirebuch für Schwarz, das sich dem

- Schliemann-Gambit,
- Gajewski-Gambit und dem
- Marshall-Angriff

widmet. Das Schliemann-Gambit mit 3...f5 und der Marshall-Angriff dürften gut bekannt sein, während das mit 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.c3 d6 9.h3 Sa5 10.Lc2 d5!? eingeleitete Gajewski-Gambit vermutlich vielen noch recht unbekannt ist. 10...d5 rückte erst im Jahre 2007 ins Blickfeld, als der junge polnische Großmeister Gajewski diesen Zug mit Erfolg anwandte.
Der Buchautor Sabino Brunello ist ein Internationaler Meister aus Italien, ein Spieler der jungen Garde.

Brunello verzichtet auf illustrative Partien. Nur ausnahmsweise sind diese im Buch zu finden, sie dienen dann eher der Herleitung bzw. der allgemeinen theoretischen Betrachtung. Das verwendete Praxismaterial ist aktuell.
Bevor jeweils eine detaillierte Darstellung der Theorie erfolgt, zeigt Brunello den strategischen Rahmen auf, weist auf die hervorstechendsten Merkmale der Variante hin und stellt die wichtigsten Ideen vor. Der Leser bekommt so einen roten Faden an die Hand, der für das weitere Verständnis hilfreich ist.

Gegliedert ist das Werk wie folgt:

1. Schliemann-Gambit
- 4.d3
- 4.Sc3
- Seltene Abspiele

2. Gajewski-Gambit
- Mit 11.d3 und 11.exd5
- Mit 11.d4

3. Marshall-Angriff
- Anti-Marshall
- Mit 12.d4
- Mit 12.d3
- Moderne Ideen

Das Buch ist, wie schon der Titel eröffnet, in Englisch verfasst. Es stellt aber keine hohen Anforderungen an die Sprachkenntnisse des Lesers.
Das unverzichtbare Variantenverzeichnis ist ausreichend detailliert, sodass die Orientierung leicht gemacht wird.

Mit seinem Erstlingswerk "Attacking the Spanish" hat Sabino Brunello die Schachbuchlandschaft um ein grundsolides Element bereichert. Besonders die Ausführungen zum Gajewski-Gambit heben das Buch gegenüber anderen hervor, verleihen ihm eine gewisse Einzigartigkeit.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

starting out: the Trompowsky attack

Richard Palliser
starting out: the Trompowsky attack
269 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 9781-85744-562-6
17,95 Euro.




starting out: the Trompowsky attack
Der Trompowsky-Angriff ist so etwas wie der "daywalker" unter den Schacheröffnungen, der Wanderer zwischen des Welten. Die Eröffnung führt einerseits ein Schattendasein, ist sie doch ein eher seltener Gast auf der Turnierbühne, anderseits aber wird sie - auch im GM-Schach - von manchem aus Überzeugung und von anderen als Überraschungswaffe in das Hellfeld des Turniergeschehens gezogen. Michael Adams, Julian Hodgson und Igor Miladinovic haben als namhafte Spieler durch ihren mehrfachen Rückgriff auf die Eröffnung dazu beigetragen, dass viele "Trompowsky-Geheimnisse" ans Tageslicht gekommen sind. Einen sehr schönen Sieg errang 2005 Ivantschuk gegen Jobava in Havanna - eine Partie, die im hier nun zu besprechenden Buch vollständig abgebildet ist.

Aus der "starting out"-Serie von Everyman Chess ist "The Trompowsky attack" von Richard Palliser erschienen. Das Werk richtet sich damit in erster Linie wie alle Bücher aus dieser Serie an Spieler, deren Spielstärke noch nicht ausgereift ist und die bislang noch wenig Erfahrung mit der jeweils behandelten Eröffnung haben, diese also erst noch erlernen möchten. Diesem Anspruch folgend wird die Eröffnung in ihren einzelnen Abspielen von Grund auf erklärt, beginnend mit den fundamentalen Aspekten. In der für diese Eröffnungsreihe typischen Weise werden nach Bedarf textlich und mittels eines vorangestellten Symbols verschiedene Hinweise eingestreut, über die der Leser auf Besonderheiten der jeweiligen Stellung oder Variante aufmerksam gemacht werden soll. So wird unterschieden in Anmerkungen (Klemmbrett), Tipps (Glühbirne) und Warnungen (Giftsymbol). Beispiele hierzu (übersetzt):

1. Anmerkung: Manchmal wird Trompowsky als ein Kampf zwischen Springern und Läufern gesehen. Dies ist eine ziemliche Verallgemeinerung, aber es hilft dabei, die Eröffnung gut zu spielen, wenn man ein Fan der Springer ist.

2. Tipp: Erneut tut Weiß gut daran, keine Zeit dabei zu verlieren, die Möglichkeit für einen Austausch auf e4 zu schaffen.

3. Warnung: Schwarz sollte diese Variante nicht als total harmlos ansehen: 7...c6 8.0-0-0 e5?! 9.dxe5! dxe5? 10.Sb5!! wie in (...) ist eine Falle, die immer wieder ihre Opfer findet.

Das Werk ist unterteilt in die folgenden sieben Kapitel:

1. Das klassische 2...d5
2. 2...g6 Seltene Abspiele
3. Die positionelle Wahl: 2...e6
4. Das kompromisslose 2...c5
5. Das populäre 2...Se4
6. Die moderne Wahl: 2...Se4 3.Lf4
7. Die Hauptlinie: 2...Se4 3.Lf4 c5

Das verwendete Material ist aktuell, die jüngsten Praxisbeispiele stammen aus dem laufenden Jahr 2009. Die referenzierten Buchquellen decken die Erscheinungsjahre 1994 bis 2008 ab; diese sind somit sowohl grundsätzlich als auch aktuell.

30 illustrative Partien ergänzen die theoretischen Erörterungen, eine wurde im Fernschach gespielt. Das mitgelieferte Variantenverzeichnis erleichtert eine Groborientierung über alle Buchinhalte hinweg.

Das Buch ist mit Schulenglisch gut zu verstehen. Bisweilen muss ein Wörterbuch helfen, wenn Begriffe "aus dem erweiterten Wortschatz" auftauchen. Dies war bei mir im Zusammenhang mit mehreren blumigen Umschreibungen der Fall, die das Werk denn auch schon mal anbietet.

Mit "starting out: The Trompowsky attack" erhält der Leser ein aktuelles Werk an die Hand, über das er sich den "daywalker" Trompowsky-Angriff zum Freund machen kann.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Understanding Chess Endgames

John Nunn
Understanding Chess Endgames
231 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-1-906454-11-1
19,95 Euro.




Understanding Chess Endgames
"Understanding Chess Endgames" von John Nunn ist kein klassisches Lehrbuch zur Endspielführung. Der bekannte und geschätzte Autor hat 100 Themen ermittelt, die sich in Endspielen finden können, und hierfür dann die geeigneten praktischen Beispiele gesucht, um die Themen und die richtige Behandlung in der Partie zu demonstrieren. Auf diese ungewöhnliche Herangehensweise macht er in seiner Einführung besonders aufmerksam. Dabei herausgekommen sind so klassische Überschriften wie "König und Bauer gegen König" oder "Opposition", aber auch Ungewohntes wie beispielsweise "Überraschende Züge", "Dominierender Läufer" oder "Schachgeboten entkommen", die sich zu verschiedenen Materialkonstellationen ergeben.

Da dieses Werk nach meiner Einschätzung kein klassisches Lehrbuch zur Endspielführung ist, kann es Werke aus dieser Sparte nicht ersetzen. Die gewohnten und aus meiner Sicht unverzichtbaren Regeln für die unterschiedlichen Endspieltypen fehlen, von Ausnahmen abgesehen. Dies gilt überwiegend auch für Felderbereiche, in denen bestimmte Steine in manchen Endspielen stehen müssen oder auch nicht stehen dürfen, wenn ein Erfolg bei beidseitigem korrektem Spiel errungen werden soll.

Nunn setzt eher auf die Darstellung von Grundeinschätzungen, üblichen Manövern usw. Die Demonstration dessen, wie etwas zu machen ist, sollen ein Auge und ein Gefühl dafür schaffen, wie der Spieler selbst Probleme in der praktischen Partie lösen kann.

Durch die Brille des Fernschachspielers geschaut: Was bringt ihm die Arbeit mit diesem Werk?
"Understanding Chess Endgames" ist für mich ein schnelles Nachschlagewerk und eine Checkliste zugleich. "Wie wird doch gleich dieses oder jenes Endspiel geführt?" oder "Welche Aspekte sollte man in diesem Endspiel bedenken, an welche Aspekte sollte man im Endspiel überhaupt denken?" sind die Fragestellungen, auf die das Buch besonders dem eiligen Interessenten Antworten zu geben vermag. Zur Vertiefung oder systematischen Behandlung bedarf es dann des Beiziehens eines klassischen Lehrbuches.

Darüber hinaus sehe ich in Nunns Werk, und dies für Nah- und Fernschachspieler, ein qualifiziertes Trainingsmittel. Auf der Grundlage eines schon erlangten Basiswissens bildet das Buch eine Brücke zum praktischen Einsatz - jeden Tag eine "Lektion" vorgenommen heißt jeden Tag ein neues Endspiel vertieft zu haben.

Fazit: Ich empfehle den Kauf des Buches nicht für den Anfänger, aber für den Spieler mit einem soliden Basiswissen. Ich empfehle das Buch nicht als klassisches Lehrbuch, wohl aber als Trainingsgrundlage, als Nachschlagewerk und als "Checkliste" - so eingesetzt mit einer klaren Aussicht auf Gewinn und … Unterhaltung.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

The King´s Indian, A Complete Black Repertoire

Victor Bologan
The King´s Indian, A Complete Black Repertoire
356 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-954-8782-71-5
27,95 Euro.




The King´s Indian, A Complete Black Repertoire
Die schon lange Kette der Eröffnungsbücher zur Königsindischen Verteidigung hat ein weiteres Glied erhalten: "The King´s Indian, A Complete Black Repertoire" von Victor Bologan aus dem bulgarischen Verlag Chess Stars. Auf insgesamt 356 Seiten stellt der moldawische Großmeister ein Repertoire vor, das nach seine Worten auch "Die Königsindische Verteidigung nach Bologan" heißen könnte.

Ich möchte in meiner Bewertung eine klare Trennlinie ziehen zwischen der Qualität des Inhalts und dem handwerklichen Drumherum. Während der Inhalt voll zu überzeugen vermag, hätte ich mir etwas mehr Mühewaltung hinsichtlich des Formellen gewünscht.

Bologan unterteilt das Material in sechs Abschnitte, und zwar in

  • Seltene Abspiele,
  • Awerbach-System,
  • Sämisch-Angriff,
  • Vierbauernangriff,
  • Klassische Variante,
  • Fianchetto-Systeme.

Innerhalb dieser Abschnitte und darüber hinweg widmen sich insgesamt 34 Kapitel der theoretischen Darstellung. Der Autor gibt sich Mühe, dem Leser alles verständlich aufzuzeigen, was sich an strategischen Erwägungen, taktischen Besonderheiten, Ideen usw. zum jeweiligen Thema ergibt. So wird dieser in die Lage versetzt, das Behandelte zu verstehen statt es einfach nur im Gedächtnis zu verankern.
Auf illustrative Partien wird vollends verzichtet, was einerseits andeutet, wie umfangreich allein die theoretischen Darstellungen sind und wie tief bisweilen die Analysen gehen. Andererseits werden Partien in der Regel mit dem Endspiel abgeschlossen, das zumeist typische Kennzeichen trägt, die auch schon aus der Eröffnungswahl resultieren. Das Mittelspiel wird durch den Verzicht auf Partien teilweise, das Endspiel ganz abgeschnitten.

Mir persönlich gefällt nicht, dass

  • es kein detailliertes Variantenverzeichnis gibt (es ist nur eine Groborientierung nach den im Inhaltsverzeichnis aufgenommenen Zugfolgen möglich),
  • keine Erklärung der verwendeten schachlichen Zeichen gegeben wird,
  • orthografische Fehler zu finden sind, die man schon mit etwas mehr Aufmerksamkeit hätte ausräumen können,
  • der Setzer zum Teil ziemlich oberflächlich gearbeitet hat (so findet man sogar schon mal eine Zugziffer auf der einen und den Zug selbst erst auf der nächsten Seite) und
  • der Einband aus deutlich zu schwachem Karton erschaffen worden ist.

Wem es allein auf den Inhalt ankommt, wer also das Formelle zum Buch ausblendet, erhält ein qualifiziertes und aktuelles Repertoire (das frischeste Material stammt aus 2008) zum Königsinder an die Hand und ist damit gut bedient.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Chess Secrets, Great Attackers

Colin Crouch
Chess Secrets, Great Attackers
269 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-1-85744-579-4
20,95 Euro.




Chess Secrets, Great Attackers
"Chess Secrets, Great Attackers" von IM Colin Crouch aus dem Hause Everyman Chess enthält 22 intensiv analysierte und kommentierte Partien von Kasparow, Tal und Stein. Diese wurden vom Autor als Musterbeispiele aus der "Angriffspraxis" der drei Spieler ausgewählt. Einige dieser Partien wurden um Beispiele weiterer Spieler ergänzt, um die jeweiligen Möglichkeiten, Besonderheiten und Ideen aus den besprochenen Partien der drei Meister weiter auszuführen bzw. darzustellen.

Die zentralen Inhalte des Werkes werden in folgenden Kapiteln angeboten:

1 Garry Kasparov: 1975-78
2 Leonid Stein: 1972-73
3 Mikhail Tal: 1978-79
4 Garry Kasparov: 1978-82.

Den Wert des Werkes sehe ich in erster Linie in der Unterhaltung. Es wird nicht systematisch untersucht und dargestellt, welchen Prinzipien das Angriffsspiel folgt. Da das intensive Befassen meisterlich kommentierter Spitzenpartien auch einen Lerneffekt auslöst, wird das Buch das Auge des Lesers aber durchaus auch für den Angriff im Schach schärfen.

Während Kasparow und Tal im Westen bestens bekannt sind, kann man dies von Leonid Stein, geb. am 12.11.1934 und gestorben am 4.7.1973, so nicht ohne Weiteres sagen. So werden die seiner Person gewidmeten Zeilen für manchen Leser Neues enthalten, was auch für den Rezensenten gilt.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

the new Sicilian dragon

Simon Williams
the new Sicilian dragon
224 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-1-85744-615-9
17,80 Euro.




the new Sicilian dragon
Sie kennen das "Dragadorf-System" in der Sizilianischen Verteidigung? Nein? Es gibt ein neues Buch hierüber, von dem der Autor, der englische GM Simon Williams, behauptet, es sei das weltweit erste und damit einzige überhaupt, das sich allein diesem Thema widmet. Was versteht Williams unter "Dragadorf"? Es ist die Kombination aus der Drachen- und der Najdorf-Variante des Sizilianers, also die Bauerzüge g6 und a6 nebeneinander. Ist diese Kombination aus der Sicht des Schwarzen überhaupt spielbar oder ist sie zu langsam, als dass sie erfolgreich sein könnte? Mit dem Fokus auf den Möglichkeiten des Nachziehenden hat Williams sein Buch geschrieben, das ein Repertoirebuch sein soll, m.E. aber mehr ist, eine grundlegende theoretische Betrachtung nämlich. Auch wenn es dem Autor in erster Linie um das Schwarzsystem geht, werden natürlich auch die weißen Möglichkeiten geprüft und dargestellt. Williams hebt hervor, dass die Analysen überwiegend von ihm stammen und keinen anderen Quellen entnommen sind, was auch nur eingeschränkt möglich wäre, wenn sein Werk das erste zum Thema ist. Als Vorteil stellt er heraus, dass der Leser somit in der Regel seinem Gegner in der Vorbereitung überlegen sein dürfte, als Nachteil merkt er die bisher oft fehlende praktische Erprobung an.

In der Einführung, die auch recht nett zu lesen ist, macht Williams den Leser mit den Basiskonzepten für Schwarz (10 Eckpunkte) und Weiß (4 Eckpunkte) vertraut.
Dieser schließen sich 7 Kapitel an, in denen die verschiedenen Abspiele behandelt werden. Der jeweils kurzen theoretischen Betrachtung folgen weiterführende und illustrative Partien, von denen das Buch insgesamt 62 enthält. Unter den Spielern finden sich auch bekannte Namen von Botwinnik bis Carlsson, was zeigt, dass die Eröffnung durchaus praktisch relevant und erprobt ist, nur eben noch nicht systematisch untersucht. In den persönlichen Unterlagen der Top-Vertreter unter den Anwendern dürfte sich aber sicher einiges an Material befinden.

In der Datenbank konnte ich 501 Partien zum System finden, wobei sich aus der Sicht des Nachziehenden eine Erfolgsquote von 41 Prozent ergibt.

Die Theorie wird in 7 Kapiteln dargestellt. Diese sind:
1. Hauptlinie: Frühes Lc4
2. Hauptlinie: Rochade zum Damenflügel mit g4 und h4
3. Hauptlinie: Rochade zum Damenflügel und frühes Lh6
4. Hauptlinie: Positionelle Versuche und frühe Abweichungen
5. Das beschleunigte Dragadorf
6. Klassische Linien für Weiß
7. Ungewöhnliche Linien für Weiß

Ein interessantes Buch über eine Eröffnung, "Dragadorf" - als Wortmix aus dem englischen Wort für Drachen (dragon) und Najdorf -, die nach einem Thematurnier im Programm des Deutschen Fernschachbundes e. V. ruft!


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

play the Catalan

Nigel Davies
play the Catalan
192 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-1-85744-591-6
18,95 Euro.




play the Catalan
Großmeister Nigel Davies bestellt mit seinem bei Everyman Chess erschienenen Buch "play the Catalan" einen Acker, auf dem aktuell auch andere auf die reiche Ernte der Früchte ihrer Arbeit hoffen. Die Katalanische Eröffnung wurde jüngst, auch mit einer deutschen Übersetzung, von Boris Awruch in "Grandmaster Repertoire 1. d4 Volume 1" sehr gut behandelt. Allerdings wurde in diesem Werk die Entgegnung 1…Sf6 ausgespart, sie wird Gegenstand des schon angekündigten zweiten Teils (Volume two) sein. Mit seinem neuen Werk ist Davies nun etwas eher am Markt.

"play the Catalan" bietet dem Leser ein Repertoire für die Katalanische Eröffnung an, wobei das Material in die drei Abschnitte "The Main Line (Hauptlinie), The Closed Catalan (das geschlossene System) und The Open Cataln (das offene System) eingeteilt wird. Dem vorangestellt wird eine Einführung, die den Leser mit der Themaeröffnung näher vertraut macht, sowie eine hilfreiche Darstellung der verschiedenen Zugfolgen, über die Katalanisch auf dem Brett erscheinen kann.
Einzelne Kapitel behandeln innerhalb der og. Abschnitte die verschiedenen Zugfolgen. Zunächst wird das Material theoretisch vorgestellt und dann anhand von Partien vertieft erörtert. Zu gefallen weiß das Werk aufgrund der in aller Regel ausführlichen Darstellung der beiderseitigen Ideen, Motive und der prägenden Stellungsmerkmale.

Ich halte "play the Cataln" für gut geeignet, um sich ein gesundes (Teil-) Repertoire für Katalanisch aufzubauen. Die Einschränkung auf "Teil"-Repertoire hängt damit zusammen, dass die von Davies favorisierten Abspiele nur auf 1…Sf6 aufbauen, Katalanisch aber auch außerhalb dieses Schlüsselzuges entstehen kann.

Etwas enttäuschend ist der Blick auf die Bibliographie, denn die dort referenzierten Bücher, die für das neue Werk ausgewertet worden sind, sind bis auf eine Ausnahme schon etwas in die Jahre gekommen. Trotzdem ist das angebotene Material aktuell, was wohl vor allem dem Einsatz bezeichneter Datenbanken zu verdanken ist.

Was kann den Spieler veranlassen, jetzt "play the Catalan" zu kaufen? Es ist ein gutes Buch und es ist eben auch schon auf dem Markt. Und mit einem Preis von 18,95 Euro ist es um einiges billiger als der oben genannte und schon angekündigte Band zwei aus der Hand von Awruch, der 24,99 Euro kosten soll. Auf der anderen Seite lässt dieser Band zwei auf viel hoffen, wenn er Awruch auch nur halbwegs so gut gelingen sollte wie der Schwesterband. Es käme dann auf eine Prüfung an, ob "play the Catalan" genügend eigenständiges Material enthält, das den Kauf neben dem erwarteten Werk rechtfertigen könnte.

Mit diesen Fragen muss der Rezensent den Leser allein lassen.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

The Moment of Zuke, Critical Positions and Pivotal Decisions for Colle System Players

David Rudel
The Moment of Zuke, Critical Positions and Pivotal Decisions for Colle System Players
257 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 1-888710-38-1
19,95 Euro.




The Moment of Zuke, Critical Positions and Pivotal Decisions for Colle System Players
Selten habe ich ein so verrücktes Schachbuch wie "The Moment of Zuke, Critical Positions and Pivotal Decisions for Colle System Players" von David Rudel in der Hand gehabt. Es hebt sich dermaßen vom Üblichen ab, dass ich es mehrfach zur Vorbereitung dieser Rezension in die Hand genommen und dann wieder beiseite gelegt habe, weil ich Zweifel bekam, es gerade in diesem Moment angemessen besprechen zu können. Sie lesen nun das Ergebnis etlicher Anläufe und einer damit längerfristigen und entsprechend intensiven Befassung mit dem Werk.

Das aus Lesersicht zentrale Statement vorab: Niemand muss sich mit diesem Werk befassen, den das Colle-System nicht interessiert. Wer es aber anwendet oder zumindest damit liebäugelt und sich schon eine gewisse Grundlage verschafft hat, der kommt einfach nicht an ihm vorbei. Auf seine Weise und vor dem Anspruch, unter dem es geschrieben worden ist, ist es beinahe "genial".

Aber was ist denn auffällig an diesem Buch?
1. Es fängt schon mit dem Umschlagbild an. Kein seriös-langweiliges Allerweltsmotiv, die zentrale Aussage liegt in einem "Action-Man", der an einer "Colle"-Bombe hantiert, scheinbar um sie zu entschärfen.
2. Mit dem Format von rd. 19 x 23,5 Zentimeter ist es fast so breit wie lang. Der Autor begründet diese Wahl damit, dass er Diagramme in Übungsbereichen nur so wie gewünscht abbilden konnte.
3. Der Autor empfiehlt sein Werk nicht denjenigen, die noch keinen Kontakt zum Colle-System hatten. Er geht davon aus, dass der Leser bereits ein Colle-Spieler ist und ein anderes Buch darüber besitzt.
4. Die Sprache ist erfrischend bis ungewöhnlich, bisweilen begibt sich der Autor in einen Dialog mit dem Leser.

Alles andere als verrückt ist die Methodik, mit der er die Geheimnisse "seiner" Eröffnung an die Frau und den Mann bringt. Er ist eindeutig ein enthusiastischer Anhänger des Colle-Systems und münzt dies in eine engagierte Schulung um.

Sieben Abschnitte, Module genannt, enthalten das Kernmaterial des Buches. In ihnen geht es um Schwierigkeiten, die aus Zugumstellungen resultieren, um das "Töten des b7-Monsters" usw. Man sieht, dass es somit nicht um eine theoretische Einführung oder um Repertoireempfehlungen geht, es geht um das Lösen ganz spezifischer Probleme, die sich Colle-Spielern stellen. Das für ein Schachbuch ungewöhnliche "Töten eines Monsters" meint übrigens das Umgehen mit den für den Weißspieler unangenehmen Positionen, in denen Schwarz bisweilen seinen Läufer auf b7 positioniert und Se4 droht.
Das jeweilige Problem wird inhaltlich verständlich aufgezeigt bzw. eingeleitet. Die Folgen werden substantiiert erörtert. Generelle und spezifische Ratschläge, wie mit allem umgegangen werden kann, und die Beschreibung detaillierter Pläne sind geeignet, dem Leser einen echten Mehrwert zu verschaffen. Der Autor folgt in beeindruckender Weise der Devise "lehren, um zu verstehen, nicht um nur zu lernen". Übungen und deren Lösungen schließen ein Modul ab, wobei auch die Lösungen genutzt werden, um das Verständnis weiter zu schärfen.

Ergänzungen zu Anti-Colle-Linien und zu einem spezifischen Angriff runden die Inhalte zur Eröffnungsbetrachtung ab.

Der Autor David Rudel ist nach den Angaben zur Person ein Mathematiker und Physiker, der zahlreiche Preise in Wettbewerben auf diesem Gebiet gewonnen hat. Er arbeitet in führender Position in einer Softwarefirma und schreibt über die christliche Theologie und über die Reform der Kirche, wenn er sich gerade mal nicht um die Weiterentwicklung des Colle-Systems kümmert.

Ein Wort zur Sprache: Das Werk ist in Englisch verfasst. Es stellt höhere Anforderungen an die Sprachkenntnisse des Lesers als dies gewöhnlich der Fall ist. Dies geht besonders auf das Vokabular zurück, das einem weiteren Wortschatz als gewöhnlich entspringt. Mit einem Wörterbuch an der Hand ist das Problem gut zu lösen.

"The Moment of Zuke, Critical Positions and Pivotal Decisions for Colle System Players" kostet 19,95 Euro und ist damit nicht unbedingt billig. Für dieses Werk außerhalb des Mainstreams ist das Geld für einen Colle-Spieler gut angelegt.
Eine beeindruckende Bereicherung der Schachbuchlandschaft und Beispiel gebend dafür, wie man das Verstehen einer Eröffnung auf wenig trockene Weise fördern kann.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Schachstrategie der Weltklasse

Jürgen Kaufeld, Guido Kern
Schachstrategie der Weltklasse
226 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-935-74817-9
22,90 Euro.




Schachstrategie der Weltklasse
Ein ganz bemerkenswertes neues Buch gibt es aus dem Hause Chessgate: "Schachstrategie der Weltklasse, 15 Trainingslektionen zu den Partien von Ulf Andersson" von Jürgen Kaufeld und Guido Kern. Die beiden Autoren haben 80 Partien aus dem reichhaltigen Schaffen von Ulf Andersson herausgesucht und auf der Suche, aufgrund welcher strategischen Merkmale er sie erfolgreich geführt hat, tief analysiert. Auch wenn die Strategie im Vordergrund steht, kommt die Taktik nicht zu kurz. Nach dem jeweils interessierenden Motiv haben sie diese Partien dann 15 Kapiteln zugeordnet, und zwar:

1. Spiel auf zwei Schwächen,
2. Raumvorteil,
3. Beherrschung der d-Linie,
4. Prophylaxe,
5. Spiel gegen den Isolani,
6. Läuferpaar,
7. Origineller Läufertausch gegen Springer,
8. Kampf gegen den Igel,
9. Positionelles Qualitätsopfer,
10. Positionelles Damenopfer,
11. Die Kunst der Verteidigung,
12. Katalanisches Endspiel,
13. Turmendspiele,
14. Turm und Leichtfigur,
15. Leichtfigurenendspiele.

Wie anhand der Aufzählung leicht zu erkennen ist, richtet sich das Interesse der Autoren sowohl auf das Mittelspiel als auch auf das Endspiel.

Ulf Andersson, viele Jahre lang in der absoluten Weltspitze etabliert, gilt als ein Spieler mit einem besonders ausgeprägten Stellungsgefühl und als Könner auch im Endspiel. Was läge näher als gerade seine Partien auf die hervorstechendsten strategischen Gründe des Erfolges zu untersuchen?

Guido Kern und Jürgen Kaufeld sind Internationaler Meister (Kern) bzw. FIDE-Meister (Kaufeld). Beide sind erfahrene Schachtrainer, sie haben in der 1. bzw. 2. Bundesliga am Brett gesessen.

Die Trainererfahrung wird an einer Besonderheit des Werkes deutlich: Jede Partie enthält eine oder mehrere Aufgabenstellungen, die den Leser zum jeweiligen Thema schulen sollen und ihm einiges abverlangen. Die Autoren empfehlen, den Partiefortgang abzudecken und erst nach dem Bewältigen der Aufgaben einzusehen. Mal sind die Fragestellungen konkret, dann wieder sehr weit gefasst. Ein paar Beispiele:

1. Wickeln Sie in ein bekanntes theoretisches Gewinnendspiel ab!
2. Hier ist ein subtiler Stolperstein verborgen. Welcher Königszug ist genauer, 49.Kg7 oder 49.Kg6?
3. Wie kann Schwarz seine minimal bessere Stellung deutlich verbessern?
4. Finden Sie die entscheidende Kombination! Aber Vorsicht, die Variante muss weit und genau berechnet werden.
5. Wie nutzt Schwarz die weißen Felder zu seinen Gunsten?

Ich bin davon überzeugt, dass ein Leser, der dieses empfehlenswerte Werk intensiv durcharbeitet, seine Spielstärke nachhaltig hebt. Das Lernen ist hier nicht trocken und zäh, es ist unterhaltsam und im wahren Wortsinn ein "spielerisches".

In seinem Vorwort macht Peter Leko auf einen Nebeneffekt des Buches aufmerksam: Das Schaffen Ulf Anderssons wird gewürdigt. "Ich finde es besonders wichtig, dass Feinheiten vermittelt werden, die der schachlichen Weiterentwicklung förderlich sind" krönt er sein sehr gutes Urteil über die Qualität des im Werk angebotenen Trainingsmaterials.

Eine Kurzbiographie, Zitate über Ulf Andersson, ein Spieler- und ein Eröffnungsindex ergänzen den Lehr- und Partienbereich.

Wenn es aus der Sicht des Fernschachspielers überhaupt eine Träne zu vergießen gilt, dann betrifft dies das Fehlen von Beispielen aus Ulf Anderssons Fernschachpraxis. Immerhin war Andersson die Nr. 1 der Fernschach-Weltrangliste, wenn auch nur mit insgesamt 35 gespielten Partien. Da hätte ich mir die Aufnahme zumindest einer Fernschachpartie gewünscht.

Ansonsten: Daumen hoch, empfehlenswert!


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Chessgate AG (www.chessgate.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

fighting the Ruy Lopez

Milos Pavlovic
fighting the Ruy Lopez
174 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-1-85744-590-9
17,95 Euro.




fighting the Ruy Lopez
"fighting the Ruy Lopez" ist der für mich etwas irreführende Titel für ein gelungenes Repertoirebuch zum Marshall-Angriff in der Spanischen Partie. Der Autor Milos Pavlovic ist ein serbischer Großmeister und früherer jugoslawischer Meister, Trainer und vor allem ein erfahrener Anwender des von ihm vorgestellten Systems.

Das Buch ist didaktisch sehr gut aufgebaut, es ist - natürlich zumindest schulenglische Sprachkenntnisse vorausgesetzt - sehr verständlich. Es folgt dem Prinzip "von allgemein zu speziell", was bedeutet, dass zunächst die grundlegenden Ideen, strategischen Prinzipien und taktischen Möglichkeiten, vor allem solche mit Wiedererkennenswert, behandelt werden, um dann die verschiedenen Abspiele folgen zu lassen. Der Autor stellt heraus, dass er zwar ein Anhänger der Themaeröffnung ist, er sich aber um eine neutrale und objektive Einschätzung und Darstellung der beiderseitigen Möglichkeiten bemüht habe. Ich denke, dass ihm dies gelungen ist.
Er behandelt auch die Anti-Marshall-Versuche des Anziehenden, von denen 8.a4 der populärste sein dürfte. Gerade auch hier werden die Chancen von Schwarz und Weiß harmonisch behandelt.

Die Gambit-Linien werden im ersten Teil des Buches vorgestellt, beginnend mit der Hauptvariante, der dann die Darstellungen von sechs abweichenden Varianten folgen. Der zweite Teil widmet sich den Anti-Marshall-Systemen, vier an der Zahl. Zuletzt und somit im dritten Teil stellt Pavlovic vier abweichende Linien vor. Insgesamt ergibt sich ein Komplettrepertoire für den Schwarzspieler.

Der Stand der Theorie ist hochaktuell, wobei sich der Autor in ganz neuen Entwicklungen auch nicht scheut, die letztendliche Klärung des jeweiligen Wertes der Zukunft zu überlassen. Dies wird schon auf Seite 18 deutlich, als er Beispiele aus Elista 2008 und der 2008er Olympiade in Dresden mit dem beschriebenen gewissen Vorbehalt aufnimmt.

Die Befassung mit dem Buch hat bei mir die Lust zur Anwendung des Marshall-Angriffs geschaffen, was sicherlich für die Qualität der Darstellung spricht. Ich halte es auch für geeignet, um sich auf seiner Basis in die Fernschachpartie zu begeben, um Lernen, Üben und Praxis zu vereinen.
Man muss noch kein Kenner des Systems sein, um aus diesem Buch Nutzen durch eine Schärfung des eigenen Repertoires zu ziehen. Es ist als Basiswerk sehr gut geeignet.

"fighting the Ruy Lopez" ist nach meiner Einschätzung eine Kaufempfehlung.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Fischer World Champion!

Max Euwe & Jan Timman
Fischer World Champion! (3. Edition)
175 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-90-5691-263-5
21,95 Euro.




Fischer World Champion!
"Fischer World Champion!" ist die neue englischsprachige Ausgabe zum Jahrhundertwettkampf Fischer-Spassky 1972 in Reykjavik. Das Werk soll Bobby Fischer gedenken, dessen Tod sich im Januar 2009 zum ersten Mal jährte.

Es ist immer wieder spannend zu lesen, wie schwierig es war, den WM-Kampf Wirklichkeit werden zu lassen. Auf rund 19 Seiten findet der Leser die Schilderung Max Euwes, Ex-Weltmeister und damaliger FIDE-Präsident, wie immer wieder neu Einigung zwischen den beiden Seiten, also den Spielern und deren Vertretungen, erzielt werden musste, wie hart das Ringen um den Organisator und damit den Veranstaltungsort war. Neu aufgestellte Forderungen, Bedingungen und Ablehnungen drohten immer wieder gerade erst erreichte Fortschritte zunichte zu machen und taten dies teilweise auch. Das Hin und Her sorgte nicht nur unter den Schachanhängern für Fieber in Erwartung und im Ersehnen des sportlichen Wettstreits. Der WM-Kampf stand mehrfach nicht nur auf der Kippe, in manchen Momenten erschien dessen Realisierung als ziemlich aussichtslos. Schon bevor die erste Partie angesetzt war, hatte sich ein Medienrummel ergeben, den vielleicht nie wieder ein Weltmeisterschaftskampf um die Krone im Schach erleben wird.
Dr. Euwe wird so manches Mal den Moment bedauert haben, in dem er seine Kandidatur zur FIDE-Präsidentschaft verkündet hat!

Diese neue Edition wird von mehreren Vorworten eingeleitet. Den Anfang macht Garry Kasparow, der Fischer als den größten Vertreter des Schachs aller Zeiten würdigt. Ihm folgt Jan Timman mit seinen Ausführungen zur dritten englischen Ausgabe und daraufhin mit seinem Vorwort aus dem Jahre 1972. Sowohl Kasparow als auch Timman beziehen Partien Fischers in ihre aktuellen Beiträge ein, um dem Leser gewissermaßen schon im Vorfeld der Behandlung der WM-Partien dessen Spielkunst näher zu bringen. Das Herzstück des Buches sind, wie es natürlich auch nicht anders sein könnte, die damaligen WM-Partien. Die Kommentierung stammt aus der Feder von Timman. Es ist zu diesen Partien nicht mehr viel zu sagen. Sie sind inzwischen 37 Jahre gespielt, ihre Darstellung im Werk ist eher unter historischen als unter aktuellen Aspekten zu sehen.

Den letzten Teil des Buches bilden die fünf Partien aus den Zusammentreffen der beiden Kontrahenten aus der Zeit vor der Weltmeisterschaft, von denen erstaunlicher Weise Spassky drei gewonnen hat und zwei mit einem Remis endeten. Diese Partien sind, im Gegensatz zu den WM-Partien, spartanisch kommentiert.
Eine Fotogalerie zeigt die schon unzählige Male erschienenen Bilder aus dem Umfeld der Veranstaltung und ihr selbst, die den Zeitzeugen die Erinnerung stärken und den Jüngeren unter den Schachanhängern ein kleines Fenster in die Vergangenheit öffnen.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

New In Chess Yearbook 91

Verschiedene Autoren (Editor: Genna Sosonko)
New In Chess Yearbook 91
248 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-90-5691-265-9
26,95 Euro.




New In Chess Yearbook 91
Aus der Jahrbuchreihe von New in Chess (NIC) ist nunmehr der 91. Band erschienen. Wie seine Vorgänger fasst er die jüngsten Entwicklungen auf dem Feld der Schacheröffnungen zusammen, quasi als Streifzug durch die Neuerungen in der Eröffnungstheorie. Auch wenn die Reihe als "Jahrbuch" bezeichnet wird, kommen die einzelnen Bände doch in etwa vierteljährig heraus. Für Aktualität ist somit gesorgt.

Den zentralen Raum dieses Werkes nehmen 33 einzelne Vorstellungen von Neuerungen ein, von denen allein acht auf Sizilianisch (B23, 33, 48, 66, 78, 81 und 90), drei auf Spanisch (C68, 89 und 92), drei auf Slawisch (D12, 17 und 44) sowie drei auf Nimzo-Indisch (E32 und D38) entfallen. Weiterhin werden die Moderne Verteidigung, Französisch, Caro-Kann, Holländisch, Schottisch, Philidor, Fajarowicz-Gambit, Damengambit, Katalanisch, Damenindisch, Grünfeld-Indisch, Königsindisch, Colle-System und die Englische Eröffnung behandelt. Zu den Autoren zählen so bekannte Experten wie Kuzmin, Van der Weil, Tiviakov und Gutman. Die einzelnen Themaabspiele werden jeweils kurz vorgestellt, wobei neben den obligatorischen Anmerkungen zu den strategischen und/oder taktischen Aspekten mal Informationen zur Geschichte der Linie, dann zu Entwicklungen seit einer früheren Behandlung in der Buchreihe oder auch Hinweise zu Spielerpersönlichkeiten, die von der Eröffnung Gebrauch gemacht haben, ergänzt werden. Dem schließen sich immer einige instruktive Partien an, die im "New in Chess Code-System" kommentiert worden sind. Diese Kommentierung ist ohne jegliche englische Sprachkenntnisse zu verstehen, zumal am Ende des Buches (Seite 247) auch in Deutsch eine Zeichenerklärung gegeben wird.

Eingeleitet wird der Band wie gewohnt durch das allen offenstehende Besprechungsforum zu Eröffnungen, insbesondere mit Bezug zu früheren Ausgaben, und "Sosonnko´s Corner", Genna Sosonko´s Besprechungsbereich, diesmal zu "Roman + Rybka" (mit "Roman" ist R. Dzindzichashvili gemeint). Vier Buchbesprechungen komplettieren den Inhalt des Werkes.

Die NIC-Jahrbücher richten sich an alle Schachspieler, vom Meister bis zum Klubspieler. Auch Fernschachspieler bleiben mit ihnen auf dem Stand der Theorie und können von den enthaltenen jüngsten Eröffnungsideen profitieren.
Das Buch ist englischsprachig.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Grandmaster Secrets: Counterattack!

Zenon Franco
Grandmaster Secrets: Counterattack!
240 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-1-906454-09-8
18,95 Euro.




Grandmaster Secrets: Counterattack!
Denkt man an Bücher aus dem Haus "Gambit Publications Ltd", dann fallen einem schnell die oft ideenvollen und ansehnlichen Titelbilder ein. So ist es auch bei "Grandmaster Secrets: Counterattack!" von Zenon Franco. Zwei "vermenschlichte" Schachfiguren mit Helmen im Römerlook, die aus einer Playmobil-Kiste stammen könnten, bekämpfen sich mit martialischen Waffen.

Nach den Angaben im Rückentext und in der Einführung soll das Buch den Leser darin schulen, schwierige Stellungen nicht nur zu halten sondern mit dem Ziel zu behandeln, einen Gegenangriff zu starten. Die Zugeständnisse, die der Gegner beim Aufbau seines Angriffs gemacht hat, sollen dabei für die eigenen Ziele genutzt werden. Als Mittel zur Einleitung eines Gegenangriffs werden beispielsweise ein Opfer und die Stellungsvereinfachung genannt.

Die einzelnen Kapitel tragen folgende Überschriften (sinngemäß übersetzt):

  1. Lasker, Meister der Verteidigung und des Gegenangriffs
  2. Widerlegung verfrühter Angriffe
  3. Kampf Schlag auf Schlag
  4. Umgruppierung
  5. Prophylaktisches Denken
  6. Vereinfachung
  7. Drei denkwürdige Kämpfe.

Etliche Übungen, die im Lösungsteil am Ende des Buches "enträtselt" werden, stellen den Leser vor die Probe. An ihnen kann er sein Auge testen, um im Sinne von "Verteidigung und Gegenangriff" in konkreten Situationen zu handeln.

Ich möchte das Buch trotz seines eigenen Anspruchs und seiner formalen Gliederung nicht als Lehrbuch einstufen. Es leitet jedes Kapitel kurz theoretisch ein und arbeitet dann jeweils mit ausführlich kommentierten Partien. Die Zuordnung zu den einzelnen Kapitelmotiven erscheint aber überwiegend eher zufällig. Genauso gut könnte man beispielsweise markante Züge in einer Partie mit einem "!!" versehen, weil sie, isoliert betrachtet, schlicht sehr gut waren. Eine theoretische Aufarbeitung der Schaffung der Voraussetzungen für diesen Zug im Sinne eines systematischen Aufbaus aber erfolgt nicht. Der Leser, der über dieses Buch eine solche systematische Darstellung erhalten möchte, unter welchen Voraussetzungen und wie man sich in schwierigen Stellungen verteidigt und einen Gegenangriff aufbaut, dürfte enttäuscht werden. Das Buch lehrt insoweit in erster Linie durch Beispiele.

In meinen Augen ist "Grandmaster Secrets: Counterattack!" vor allem eine Sammlung kommentierter Partien. Freunden dieses "Schachkinos" gibt es Beispiele in die Hand, die überwiegend sehr ansprechend sind. Allerdings darf sich der Leser nicht daran stoßen, dass die Partien nur zu einem kleinen Teil der jüngsten Vergangenheit entstammen. Ein großer Teil ist, wenn auch anders und abweichend kommentiert, bereits früher von anderen verarbeitet worden.

Zenon Franco ist ein heute in Spanien lebender Großmeister aus Paraguay. Auch als erfolgreicher Trainer ist er bekannt.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Dangerous Weapons: The Pirc and the Modern

Richard Palliser, Colin McNab, James Vigus
Dangerous Weapons: The Pirc and the Modern
224 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-1-85744-594-7
18,95 Euro.




Dangerous Weapons: The Pirc and the Modern
"Dangerous Weapons: The Pirc and the Modern" vom Autoren-Trio Richard Palliser, Colin McNab und James Vigus folgt dem Anspruch, möglichst außerhalb ausgetretener Pfade der Pirc-Verteidigung und der Modernen Verteidigung dem Leser Ideen an die Hand zu geben, das eigene Repertoire aufzufrischen. Dabei steht nicht immer das Verlangen, die Variante möge in sich gesund sein, an vorderster Stelle. Oft wird auf den beim Gegner zu erzielenden Überraschungseffekt abgestellt. So ist das Werk weniger ein gut geeignetes Hilfsmittel für den Fernschachspieler als eine Ideensammlung für Blitzspieler und Akteure in Internetpartien mit engem Zeitlimit.
Die "Gefährlichen Waffen" (Dangerous Weapons) können dabei für beide Seiten gefährlich sein, worauf schon die Einführung aufmerksam macht.

Die Auszeichnung "Gefährliche Waffe" wird leider inflationär verliehen. So wird eine Erwartung enttäuscht, das Werk biete besonders gefährliche Systeme, Varianten usw. an und bezeichne nur diese dann als gefährliche Waffe. Es werden aber auch einfach nur gute Züge entsprechend geadelt. Dies geschieht vor dem argumentativen Hintergrund, dass die erreichte Situation die Folge des Einsatzes der gefährlichen Waffe sein soll. Dem entsprechend kann die Partie auch schon mal weit vorangeschritten sein und das Tor zum Endspiel bereits offen stehen, wenn die Autoren ihr Urteil aussprechen.
Wie für die Buchreihe typisch arbeitet das Werk mit Symbolen, die den Leser auf eine gefährliche Waffe (Symbol einer Kanone) aufmerksam machen, ihn von einem bestimmten Handeln abhalten sollen (Blitz), einen trickreichen Übergang als Zugumstellung aufzeigen (aufgeschlagenes Buch) oder eine bestimmte Fortsetzung als nur für Blitzpartien geeignet kennzeichnen sollen (Würfel).

Ein Variantenverzeichnis und ein Partienverzeichnis schließen das Buch ab. Von den 24 vollständig abgebildeten Partien stammt eine aus dem Fernschach. Sie wurde vom deutschen Spitzenspieler Hagen Tiemann mit weiß geführt, die "gefährliche Waffe" aber setzte sein Gegner erfolgreich ein.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Win with the Stonewall Dutch

Sverre Johnsen, Ivar Bern, Simen Agdestein
Win with the Stonewall Dutch
223 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-1-906454-07-4
18,95 Euro.




Win with the Stonewall Dutch
Schachbücher aus der Feder von Fernschachspielern sind rar. Dies gilt besonders, wenn der Autor zu den besten in der Welt zählen soll. So ist bei "Win with the Stonewall Dutch" beim Namen der Verfasser ein erstes Ausrufezeichen zu setzen, denn Co-Autor ist Ivar Bern, 17. Fernschach-Weltmeister. Mitverfasser ist Sverre Johnsen, Simen Agdestein hat ebenfalls beigetragen. Die hochgesteckte Erwartung in die Qualität des Werkes, besonders in seine Akkuratesse, wird dann aber beim Lesen des Rückentextes auf die Probe gestellt. Man hat es tatsächlich geschafft, den Namen Ivar Berns in Ivan Bern zu verstümmeln.

Das Material zum holländischen Stonewall aber wird dann sehr solide dargestellt. 64 Partien, fünf davon vom Ex-Weltmeister selbst gespielt (+4, -0, =1). Mit den zwei weiteren Fernschachpartien beträgt deren Anteil insgesamt mehr als zehn Prozent.

Der Aufbau der insgesamt 12 Kapitel mutet etwas ungewöhnlich an. Den Anfang macht eine ultra-kurze Übersicht ("Lesson Overview") zum jeweiligen Thema. Dieser folgen mehrere ausführlich kommentierte Partien. Auffälig an diesen Partien ist, dass die Autoren so etwas wie ein FAQ-System eingearbeitet haben. So wie man es von derartigen Systemen kennt, erscheint im Text ein "Q" (für "Question", = Frage) und eine Fragestellung aus der Warte des Lesers, beides kursiv gedruckt. Mal geht es dabei um allgemeine Dinge zum System, dann um spezifische Stellungsfragen und dann wieder um Pläne, Einschätzungen etc. Die Antwort wird jeweils unmittelbar gegeben. Den Partien sowie der diesen nachgestellten Zusammenfassung der aus ihnen abzuleitenden Erkenntnisse schließt sich eine dem Leser gestellte Übung an. Nun erst, das Kapitel abschließend, wird die Theorie in allgemeiner Form dargestellt.

Die Kapitel haben folgende Inhalte:

1. 7. b3: Einführung
2. Das kritische 7. b3 De7 8. Se5!
3. 7. Dc2, 7. Sc3 und seltene 7. Züge
4. 7. Lf4
5. Abspiele mit einem verspäteten Lf4
6. Frühe Abweichungen
7. 4. c4 mit Sh3
8. 2. c4: Abspiele ohne Fianchetto
9. 2. Sf3: Abspiele ohne Fianchetto
10. 2. Sc3 und 2. Lg5
11. Staunton-Gambit und seltene zweite Züge
12. 1. c4, 1. Sf3 und 1. g3.

Den Abschluss des Werkes bilden die Lösungen auf die Übungen in den einzelnen Kapiteln, ein Varianten- und ein Spielerverzeichnis.

Die abschließende Einschätzung des Rezensenten zum Werk soll in dessen eigenen FAQ-Stil erfolgen: F: Sind Sie der Ansicht, dass dieses Buch zum Kauf empfohlen werden kann? Ja, dieser Ansicht bin ich. Es gibt einen umfassenden Überblick über den holländischen Stonewall und zeichnet sich durch einen genügenden Tiefgang aus. Wenn der Partieerfolg des Lesers ausbleiben sollte, wird dies an dessen eigenen Fehlern und vielleicht auch dem nicht ganz gesunden Eröffnungssystem liegen, nicht aber an "Win with the Stonewall Dutch".


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

The Grünfeld

Valentin Bogdanov
The Grünfeld
127 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-1-906454-06-7
15,95 Euro.




The Grünfeld
Die Bücher aus der Reihe "Chess Explained" aus dem Haus "Gambit Publications Ltd" sollen den Leser in die Lage versetzen, eine Eröffnung und die aus ihr heraus entstehenden Mittelspiele zu verstehen. Unter diesem Anspruch steht auch "The Grünfeld" von Valentin Bogdanov. Der Autor ist ukrainischer IM, er verfügt über eine Trainererfahrung von mehr als 30 Jahren.

"The Grünfeld" ist eine kompakte Darstellung der Hauptlinien in der Grünfeldindischen Verteidigung. Die strategischen Erwägungen stehen dabei ganz im Vordergrund. Diese werden zunächst in groben Zügen zu Anfang eines Kapitels angerissen und dann in typischen Beispielen vertieft. Dabei geht das Werk bis in spezifische Stellungsanalysen hinein. An einem Beispiel: Die vierte Buchpartie wurde im Jahr 2006 zwischen Humpy Konero und Alexander Areshchenko gespielt. Nach den Anfangszügen 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.g3 Lg7 4.Lg2 d5 5.cxd5 Sxd5 6.e4 Sb6 7.Se2 c5 8.d5 e6 9.0-0 0-0 10.Sec3 exd5 11.exd5 findet sich im Buch die folgende Passage (in Übersetzung):

  • "Es ist eine typische Bauernformation auf dem Brett entstanden (…). Welche Faktoren können Weiß favorisieren?
  • Ein vorgerückter Freibauer, der einen leichten Raumvorteil sichert;
  • Kontrolle über das Feld c6, das natürliche Entwicklungsfeld des schwarzen Springers;
  • die meisten schwarzen Figuren befinden sich am Damenflügel, sodass es dem König ein wenig an Verteidigern mangelt;
  • Aussicht auf einen Angriff auf den c5-Bauern.

Es sollen aber auch die schwarzen Kontermöglichkeiten betrachtet werden.

  • Im Augenblick ist das weitere Vorrücken des weißen Freibauern nicht gesichert;
  • dieser kann nur von Figuren unterstützt werden, sodass er ggf. zur Schwäche neigen wird;
  • Spiel mit dem Ziel, auf d3 einen Vorposten zu etablieren;
  • Bauernübergewicht am Damenflügel."

Dieses Vorgehen unterstützt das Entstehen eines Grundverständnisses zur Eröffnung beim Leser und vermittelt ihm so etwas wie einen roten Faden für die eigenen Partien.

Bogdanov behandelt das Material in acht Kapiteln:

  1. Finchetto mit weißem g3
  2. Nebenlinien ohne cxd5
  3. Klassische Austausch-Variante: Weiß spielt Se2
  4. Moderne Austausch-Variante: Weiß spielt Sf3
  5. Moderne Austausch-Variante mit Tb1
  6. Russisches System: Weiß spielt Db3
  7. Linien mit Lf4 oder Lg5
  8. Geschlossenes System: Weiß spielt e3

Ein Partien- und ein Variantenverzeichnis schließen das Werk ab.

Etwas schade ist, dass keine Fernschach-Referenzen gezogen werden, zumal Grünfeld-Indisch auch im Fernschach zu den besonders beliebten Eröffnungen zählt und so manche Neuerung gerade hier ausprobiert worden ist.
Ansonsten sind die verwendeten Partien sowie die referenzierten Fragmente aktuell.

Ein gelungenes und damit empfehlenswertes Werk.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Chess Strategy for Club Players

Herman Grooten
Chess Strategy for Club Players
412 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-90-5691-268-0
25,95 Euro.




Chess Strategy for Club Players
Beim Rezensieren eines Buches stellt sich automatisch auch die Frage, für wen der Kauf einen echten Mehrwert verspricht. Natürlich fällt die Antwort rein subjektiv aus, aber dies gilt für eine Rezension schlechthin. Im Fall von "Chess Strategy for Club Players" von Herman Grooten gibt es zwei Lager von potenziellen Profiteuren. Dies ist zum einen die Gruppe der Schachanfänger, die zwar schon die Schachregeln beherrschen, aber ihr Spiel noch nicht planvoll unter Nutzung strategischer Elemente anlegen können, und zum anderen sind dies die Schachtrainer, diese sogar in einem größeren Maße.

Herman Grooten, niederländischer IM mit Jahrzehnte langer Trainererfahrung, hat sich die Aufgabe gestellt, ein Lehrbuch der Schachstrategie auf der Basis der von Wilhelm Steinitz herausgearbeiteten Elemente zu schaffen. In 16 von 25 Buchkapiteln stellt er die einzelnen Elemente vor, z. B. Materialvorteil, schwache Königsstellung, Läuferpaar, Eröffnungsvorsprung usw. Zunächst wird das Element so einfach eingeführt, dass der Leser auch ohne entsprechende Vorkenntnisse ein Bild davon bekommt. Wenn insoweit geklärt ist, worum es überhaupt geht, wird das Element anhand praktischer Stellungsbeispiele mit dem erforderlichen Tiefgang behandelt. In vier abschließenden Übungen kann der Leser jeweils überprüfen, inwieweit er den gerade erörterten Stoff erlernt hat, und sich entsprechend beweisen.
Die weiteren Kapitel nutzt Grooten u. a. für allgemeine Einführungen in die Schachstrategie, um praktische Übungen anzubieten und deren Lösungen am Ende des Werkes aufzuführen.

Ich sehe das Buch als gute Grundlage des Schachtrainers an, Anfänger von Grund auf und systematisch in die Grundzüge der Schachstrategie einzuführen. Die auf immer einem Kapitel basierende Lektion kann eine einzelne Schulungsveranstaltung gut füllen. Daneben ist "Chess Strategy for Club Players" ein qualifizierter Kurs zum Selbststudium.
Englische Sprachkenntnisse sollten auf dem Niveau von Schulenglisch vorhanden sein.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Kill KID 1

Semko Semkov
Kill KID 1
140 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-954 8782 70-8
22,95 Euro.




Kill KID 1
Das kleine Büchlein "Kill KID 1" von Semko Senkov (140 Seiten) bietet, so der Rückentext, einen völlig neuen Ansatz für den Vier-Bauern-Angriff (VBA) gegen die Königsindische Verteidigung, analysiert die sich ergebenden Wege sehr detailliert und deckt verschiedene Abweichungen zur "Modernen Verteidigung" ab.

In der Einleitung stellt Semkov, früherer bulgarischer Nationalspieler, heraus, dass die Buchinhalte zumeist auf seinen eigenen Analysen basieren. Er hält die aktuelle Theorie zum VBA für zweifelhaft bis eindeutig falsch. Da er das aktive Schach schon vor langer Zeit aufgegeben hat, gibt es für ihn keinen Grund mehr, seine zahlreichen Entdeckungen zurück zu halten, wie er erklärt.

Die an das Buch zu richtenden Erwartungen klingen manchmal etwas vollmundig, wenn Semkov z. B. schreibt, dass sich die Theoriemeinung nach seinem Herangehen ändern wird. Die Berechtigung dieser Aussage sei an einem Beispiel überprüft: Nach 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f4 c5 6.d5 0-0 7.Sf3 e6 8.Le2 exd5 9.cxd5 Lg4 10.0-0 Sbd7 empfiehlt Semkov 11.h3 und versieht den Zug mit "!?". Im Abschnitt "Quick Repertoire" stellt er seine Empfehlung kurz weiter vor und begründet sie mit strategischen Überlegungen und Plänen. Im Abschnitt "Step by Step" dringt er dann auf rd. 16 Seiten, die umfassende Analysen enthalten, tief in die Materie ein.

In meiner umfangreichen Datenbank endeten die Partien mit Semkovs Fortsetzungen über 11.h3!? Lxf3 12.Lxf3 in fünf Hauptvarianten wie folgt (S. 21 ff., es werden die Buchbezeichnungen der Varianten angegeben):
C 1: 12...Te8 (eine Partie, remis geendet)
C 2: 12...Se8 (kein Beispiel)
C 3: 12...a6 (kein Beispiel)
C 4: 12...Tb8 (kein Beispiel)
C 5: 12...c4 (kein Beispiel)

Daran gemessen verspricht das Buch tatsächlich viel Neues. Den Beweis, dass die Neuerungen wirklich mehr verheißen als die bisherigen Theorieempfehlungen, kann nur der vielmalige Praxistest erbringen. Auf jeden Fall dürfte so mancher Schwarzspieler überrascht und dadurch unterlegen sein, dass ihm dieses Neuland bisher noch nicht begegnet ist. Dies gilt ausdrücklich auch für das Fernschachspiel.

"Kill KID 1" stellt die zu erörternde Variante zunächst jeweils in einem kurzen Kapitel vor ("Quick Repertoire"), untersucht sie dann breit und tief ("Step by Step") und veranschaulicht den praktischen Einsatz anhand von kommentierten Partien in einem dritten Abschnitt. Auf diese Weise stellt Semkov drei Repertoirebereiche mit den Kapitelüberschriften (übersetzt) "Moderne Benoni-Bauernstrukturen", "Königsindische und Wolgagambit-Bauernstrukturen" sowie "Moderne Verteidigung und andere seltene Zugfolgen" vor.

"Kill KID 1" ist ein interessantes und empfehlenswertes Werk, weil es frischen Wind in die Theorie bringt und hierdurch neue hoffnungsvolle Alternativen aufzeigt.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.
(Uwe Bekemann)

Metachess

Jörg Seidel
Metachess
428 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN 13: 978-3-937206-07-3
22,90 Euro.




Metachess
"Metachess" - eine eigenwillige Namensgebung für ein Buch, für ein Buch in Sachen Schach. Der Autor Jörg Seidel hat die aus dem Altgriechischen stammende Wortsilbe "meta", was soviel wie "danach, hinter, jenseits" heißt, mit dem englischen Wort "chess" für Schach kombiniert. "Metachess" erweitert die Metaphysik auf das Schach, auf die klassischen Fragen zum Schachspiel. "Was ist Schach?" dürfte die Grundfrage sein.
Metachess ist kein Lesebuch, es ist eine Einladung zur tiefen und auch anstrengenden Auseinandersetzung mit Dingen, die mit Schach in Verbindung stehen, und Dingen, für die Schach steht. Dabei aber ist Metachess doch auch wieder ein Lesebuch, denn manche Beiträge werfen nur ein Licht auf sonst vielleicht dem Vergessen geweihte Episoden.

Damit sind wir beim Aufbau des Werkes. Es enthält 32 in sich geschlossene "Essays, Artikel und Besprechungen", um den Rückentext zu zitieren. Diese sind so vielfältig und verschiedenartig, wie schon die Einzeltitel versprechen. Eine kleine Auswahl:

- Warum der Computer den Menschen nicht besiegen kann
- Schachphilosophie
- Gedanken zur Ferne im Fernschach
- Körperwelten. Innenansichten des Schachspielers.
- Bond, James Bond. Der Spieler.
- Geschichte des Deutschen Arbeiterschach
- Theaterstadl - O diese Schachspieler.

Die letztgenannte Besprechung eines nicht bedeutenden Theaterstückes müsste man vielleicht nicht in dieser Aufstellung hervorheben, enthielte sie nicht eine Partiestellung, die nun gerade den Rezensenten fasziniert. "Weiß im Schachmatt stehend zieht dennoch und setzt in 2 Zügen matt". Geht nicht, mag man meinen. Geht! Auf die Regelinterpretation kommt es an. Metachess wirft auch einen Blick hinter die Kulissen.

"Schwere Kost" findet der Leser in "Warum der Computer den Menschen nicht besiegen kann". Ihr besonderer Reiz liegt in der Logik der Untersuchung und der eigenen Überlegungen auf die philosophisch interessanten Fragen "Was macht der Computer, wenn der Mensch mal eine Schachregel ändern sollte?" und "Wie wirkt es sich auf den Wettstreit Mensch/Computer aus, wenn der Mensch eine fundamental neue und bessere Schachstrategie entdecken sollte?".

Besondere Herausforderungen sind Beiträge wie "Beitrag zu einer spekulativen Metapsychik des Schachs" und "Wilhelm Junk: Philosophie des Schachs" und weitere. Schwer zu lesen, schwer zu verstehen, interessant und das Verständnis erweiternd.

Aufgrund der eigenen schachlichen Orientierung fand der Beitrag "Gedanken zur Ferne im Fernschach" die besondere Aufmerksamkeit des Rezensenten. Jörg Seidel setzt die Entwicklung des Fernschachs aus dem Nahschach mit der Entwicklung der Kriegswaffen zu solchen mit Ferneinsatz und Fernwirkung in Beziehung. Er sieht es als natürlich an, dass ein Fernschachspieler unerlaubte Hilfsmittel einsetzt ("Man sollte also von vornherein vom Fernschachspieler nicht erwarten, auf den Gebrauch unerlaubter Hilfsmittel zu verzichten, ebenso wenig wie man vom modernen Kanonier auf unmittelbare Nächstenliebe hoffen darf (S. 145))". Der Fernschachspieler aber muss hier den Autor der verkürzten Betrachtung rügen, vermisst er doch die Erörterung des philosophischen Auswegs, nämlich der Adelung aller Hilfsmittel. Der charakterlich ungefestigste Mensch, der geborene Schummler, der sich auf Kosten anderer zu profilieren trachtende Egomane ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, wenn es keine verbotenen Hilfsmittel gibt. Wogegen sollte er verstoßen, wenn es nichts zum verstoßen gibt?

Es ist unmöglich, im Rahmen dieser Besprechung alles zumindest anzureißen, was zu einer Erwähnung reizt, denn zu vielseitig, zu vielgestaltig und zu komplex sind die auf 428 Seiten erstreckten Inhalte. Den Abschluss der Rezension soll der letzte Beitrag im Buch selbst bilden, "Schach dem Schach" betitelt. Seidel untersucht darin die Verbreitung des Schachspiels als Metapher und urteilt, dass es hierüber sogar seinen größten Erfolg feiere. Er bildet eine lange Reihe von Buchtiteln, in denen irgendjemandem oder -etwas Schach geboten wird. Sinnige und unsinnige Schachgebote gibt es auf dem Brett und in Buchtiteln. Man erkennt die gleichartige Motivation: Hauptsache Schach!

Noch ein Wort zum Erscheinungsbild des Buches. Hier hat der Verlag Hervorragendes geleistet und mit äußerster Akribie gearbeitet, so dass das Schriftbild ein ästhetischer Genuss ist. Von klassischen Setzfehlern ist nichts zu finden (Zeilenabstände, Trennungen, Buchstabenabstände, Fonts etc) - hieran könnten sich selbst berühmte Verlage mit großen Auflagen ein Beispiel nehmen. Da hat sich jemand Zeit gelassen und das sieht man.

Metachess ist eine gute Partie!


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise vom Charlatan-Verlag, Rostock, zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

Playing the Queen´s Gambit

Lars Schandorff
Playing the Queen´s Gambit
248 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-1-906552-18-3
23,99 Euro.




Playing the Queen´s Gambit
In seinem Werk "Playing the Queen´s Gambit", einem Repertoirebuch zum Damengambit, handelt der dänische Großmeister Lars Schandorff nach der Devise "keine Kompromisse" auf dem Weg zum Ziel, schon in der Eröffnung so viel Raum wie möglich zu gewinnen. Dabei versucht er die für Schwarz kritischen Hauptlinien zu erreichen.

Interessant ist sein Vergleich der Eröffnung des Schachspiels mit dem Aufschlag im Tennis, denn dieser Ansatz zeigt sich deutlich im vorgestellten Repertoire. Er hebt hervor, dass ein guter Aufschlag im Tennis zum sofortigen Punkt führt oder aber den Spieler in die Lage versetzt, das Duell im weiteren Ballwechsel zu diktieren.
In seinem Repertoire versucht er dies in übertragener Weise für den Weißspieler zu erreichen, insbesondere indem sich dieser Raum im Zentrum sichern soll.
Das Material ist ausgezeichnet strukturiert, es wird in acht Kapiteln vorgestellt. Diese sind:
1. Abgelehntes Damengambit (28 Seiten),
2. Angenommenes Damengambit (31 Seiten),
3. Slawisch (39 Seiten),
4. Halb-Slawisch (48 Seiten),
5. Slawisch mit 4...a6 (18 Seiten),
6. Tarrasch-Verteidigung (23 Seiten),
7. Tschigorin-Verteidigung (13 Seiten) und
8. Seltene Abspiele (23 Seiten), inklusive Albin´s Gegengambit, Schara-Hennig-Gambit und Variationen nach 2...Lf5.

Schandorff führt die jeweilige Eröffnung bzw. das jeweilige Material zunächst theoretisch ein und konzentriert sich dann auf seine Repertoirevorschläge. Anhand von Partien führt er den Leser bis in die Details. Eine zusammenfassende Bewertung bildet dann den Abschluss des (Teil-) Kapitels.
Mir persönlich gefällt es ausgezeichnet, wie einfach, verständlich und dabei logisch und fachlich Schandorff dem Leser zunächst die Grundgedanken der Eröffnung darstellt und damit eine solide Basis schafft, auf der er das sich anschließende Material aufbaut. So wird auch dem Leser, der zum ersten Mal über die Aufnahme des Damengambits in das eigene Repertoire nachdenkt, ein guter Einstieg ermöglicht.

Nur an einer Stelle ist mir das Material als etwas "schmalbrüstig" aufgefallen. Zu Slawisch, 3. Kapitel, wird 5...Lg4 nur anhand einer (einzigen) Partie dargestellt, wenn auch mit einem Augenmerk auf Nebenwege. Es werden nicht alle wichtigen Möglichkeiten behandelt, was aber zu wünschen gewesen wäre, da die Ausgangsstellung von Schwarz herbeigeführt werden kann. Zu Slawisch mit 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 dxc4 5.a4 Lg4 sollte der sich präparierende Spieler zusätzliches Material verschaffen, z. B. die aktuelle und sehr gute Ergänzung "The Main-Line Slav" von David Vigorito.
Kleine Anmerkung: Interessant an Schandorffs Betrachtung der Variante nach 5...Lg4 ist, dass er nach den weiteren Zügen 6.Se5 Lh5 7.f3 Sfd7 8.Sxc4 e5 den Zug 9.e4 favorisiert, der allgemein als eher ungewöhnlich gilt. Die zumeist empfohlene Fortsetzung 9.Le3 fehlt in der Betrachtung, was aber unter Schaundorffs Devise "keine Kompromisse (...)" durchaus folgerichtig ist. Der Autor begründet seine Empfehlung mit eigenen Studien, die zur Erkenntnis geführt haben, dass 9.e4 von der Theorie falsch eingeschätzt wird, wobei er sich vor allem auf Fernschachpartien beruft. 9.e4 könnte für manchen Schwarzspieler eine Überraschung sein.

Ist das Damengambit besonders auch eine "Fernschach-Eröffnung"? Die Auswahl der vollständigen Partien im Buch könnte diesen Eindruck erwecken. 16 der 66 Partien stammen aus dem Fernschach. Mehrere Partien wurden in Turnieren des Deutschen Fernschachbundes e. V. gespielt, beispielsweise Mehlhorn-Drosson (2003), 35. DFM/V5, und Elwert-Binder (1993), QTHA, sowie Grote-Thelen (1998), 2. BK.

"Playing the Queen´s Gambit" ist ein gelungenes Werk und damit eine gute Kaufempfehlung.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

The Main-Line Slav

David Vigorito
The Main-Line Slav
112 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-1-906454-05-0
15,95 Euro.




The Main-Line Slav
"The Main-Line Slav" ist das erste Buch von David Vigorito, IM aus den USA, für "Gambit Publications". Auf etwas mehr als 100 Seiten stellt der Autor die Theorie der Slawischen Verteidigung nach 1.d4 d5 2.c4 c6 umfassend vor. Der allgemeinen Einführung schließen sich sieben Kapitel an, die sich den jeweiligen Hauptkomplexen widmen.

Durchgängig deutlich wird das Bemühen des Autors, den Sinn und Zweck von Aufbauten, hinter einzelnen Zügen stehende Ideen oder zwingende Erfordernisse usw. dem Leser zu zeigen.

Vigorito arbeitet auf der Basis einzelner Partien, die alle in diesem Jahrtausend gespielt worden sind. Diese werden in jedem Kapitel im Anschluss an eine jeweils kurze allgemeine Einführung zunächst "summarisch" nebeneinander vorgestellt, wobei die wichtigsten Partieerkenntnisse und Besonderheiten beschrieben werden. Erst dann werden sie detailliert behandelt. Eine wertende Zusammenfassung schließt jedes Kapitel ab.

Das handliche Büchlein enthält aus meiner Sicht alles, was man zu Slawisch wissen muss, um es - vornehmlich in Hauptlinien - zu spielen. Wer mehr wissen möchte, kann sich auf der Basis dieses Werkes gezielt nach weiterem Material umsehen.

Für mich ist das Buch zudem eine gute Ergänzung für den Spieler, der sich über ein Repertoirebuch für den praktischen Einsatz der Slawischen Verteidigung präpariert. Dort ggf. nicht untersuchte Varianten werden bei Vigorito nicht nur ausnahmsweise zu finden sein. So sind beispielsweise die Ausführungen zu 9.Le3 auf den Seiten 80 und 81 nach 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 dxc4 5.a4 Lg4 6.Se5 Lh5 7.f3 Sfd7 8.Sxc4 e5 eine sehr gute Ergänzung zum empfehlenswerten Buch "Playing the Queen´s Gambit" von Lars Schandorff.

Für den Fernschachspieler, der während der Partie alle Hilfsmittel nutzen darf, sehe ich einen besonderen Wert von "The Main-Line Slav" darin, dass es die "nackten" Eröffnungsauswertungen von Datenbanken qualifizieren kann. Die Datenbanken liefern die Zugalternativen, die Erfolgserwartung etc., Vigoritos Werk ergänzt die Ideen und mehr.

Ein Partienverzeichnis und ein Variantenverzeichnis schließen die Buchinhalte ab.

Für den Preis von 15,95 Euro erhält der Leser einen sehr ordentlichen Gegenwert.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

Winning Chess Middlegames

Ivan Sokolov
Winning Chess Middlegames
286 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2008
ISBN-13: 978-90-5691-264-2
24,95 Euro.




Winning Chess Middlegames
"Winning Chess Middlegames" von Ivan Sokolov trägt einen Titel, der recht wenig über den Inhalt des Buches aussagt. Es handelt sich um ein Werk, das sich der Bauernführung im Mittelspiel widmet, und zwar im Hinblick auf ganz bestimmte Strukturen. In dieser Form hat es wenig gemein mit dem Klassiker "Die Kunst der Bauernführung" von Horst Kmoch, um einem denkbaren Irrtum vorzubeugen.

Sokolov behandelt folgende Strukturelemente:
- Doppelbauern (12 grundlegende Konstellationen),
- isolierte Bauern (10 grundlegende Konstellationen),
- Hängebauern (4 grundlegende Konstellationen) und
- Bauernmehrheit im Zentrum (7 grundlegende Konstellationen).
Das Kapitel zu den isolierten Bauern ist unterteilt in die beiden Varianten "Spiel mit ..." und "Spiel gegen einen isolierten Bauern".

Ich halte "Winning Chess Middlegames" für ein Spezialwerk, das sich besonders an ambitionierte Spieler richtet, die schon eine beachtliche Spielstärke erreicht haben.
In einer jeweiligen Einführung werden die im Kapitel behandelten Bauernstrukturen nebeneinander mit Diagramm und Beschreibung der Merkmale etc. vorgestellt. Anhand von ausgewählten Partien, die intensiv analysiert und kommentiert werden, erfährt der Leser, wie sie zu behandeln sind. Die Bauernstrukturen entstehen zumeist über Eröffnungen aus ECO D und E. Die Buchpartien sind wie folgt zugeordnet: 2 x ECO A, 1 x ECO C, 21 x ECO D und 21 x ECO E.

Ich halte "Winning Chess Middlegames" weiterhin für ein Buch, das sich als ein Partien begleitendes Nachschlagewerk für Fernschachspieler eignet. Eine auf dem Brett erreichte Bauernstruktur der im Buch behandelten Arten kann ein guter Anlass sein, die entsprechenden Passagen im Werk aufzusuchen und die gegebenen Hinweise bei der Fortsetzung der Partie zu berücksichtigen.

Wie der Titel schon zeigt, ist das Buch in englischer Sprache verfasst. Es ist jedoch leicht verständlich, das Vokabular stellt den Leser vor keine besonderen Anforderungen.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

Zeit-Schachspalten

Dr. Helmut Pfleger
Zeit-Schachspalten
136 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-283-00450-7
16,80 Euro.




Zeit-Schachspalten
Ein Schach- und Lesebuch gefällig? Voilá, hier ist eines, ein bemerkenswert kurzweiliges sogar! Die Zeiten sind vorbei, zu denen Schach in kirchlichen Kreisen als fleischliche Lust verpönt war und Gottes Hirten die Buße einbringen konnte, die Füße von zwölf Armen zu waschen und diesen Almosen zu geben. In "Zeit-Schachspalten" von Helmut Pfleger erleben Anekdoten, Geschichten und Geschichtchen wie diese einen Ruf in die Erinnerung. Und immer gibt es eine kleine Brettaufgabe dazu, die es - mit einem Hinweis des Autors versehen - zu lösen gilt. Die Lösung wird auf dem Kopf stehend sogleich mitgeliefert.

Natürlich gibt es nicht nur "Zeit"-Geschichtliches in den "Schachspalten" zu lesen, auch die Moderne kommt zu Wort. Interessant sind auch Helmut Pflegers verschiedentliche Ausflüge in die Welt des Fernschachs. "Beim Fernschach sind "langsame Brüter" gefragt, die Entscheidung über den nächsten Zug beansprucht gar nicht selten etliche Tage. So werden auch Strategeme gefunden, die im wahrsten Sinne des Wortes über den Horizont des Nahschachspielers und oft auch der leistungsstärksten Computer weit hinausgehen (...)" schreibt er zu "Olympischer Lorbeer" auf Seite 129 und widmet diese Zeilen Prof. Dr. Robert von Weizsäcker, Fernschach-Großmeister und Präsident des Deutschen Schachbundes. "Mit einem fantastischen, paradoxen und so äußerst schwer zu findenden (typisch Fernschach!) Opferdurchbruch ..." gibt Pfleger dem Leser einen Hinweis zur Lösung der mit diesem Beitrag verbundenen Brettaufgabe.

Helmut Pflegers fesselnde Art des Schreibens, anspruchsvoll und doch locker und verständlich, informativ und humorvoll, Schach mit anderen Dingen der Welt kombinierend, wirkt fast nötigend, das Buch in der Hand zu behalten und die nächste Geschichte zu lesen.
Selbst die bekannte Sentenz "Der Internist weiß alles, kann aber nichts, der Chirurg kann alles, weiß aber nichts, der Pathologe weiß alles, kann alles, aber zu spät!" findet Platz im Zusammenhang mit Schach. Wie das gehen soll? Sie leitet zu eine Brettaufgabe über, die ein Gynäkologe in einem Ärzteschachturnier mit Bravour gelöst hat.

Es ist 1000 Jahre her, dass einem die Beschäftigung mit Schach plötzlich die freudlose und unangenehme Bekanntschaft mit fremden Füßen einbringen konnte, so wie es einem Florentiner Bischof tatsächlich widerfuhr. Die damals befürchtete Ablenkung durch das Schachspiel wird aber fühlbar, wenn man "Zeit-Schachspalten" in den Händen hält.

Mit 120 vergnüglichen Geschichten mit 120 unterhaltsamen Schachaufgaben, für jede eine Seite, und verblüffenden Lösungen aus den Jahren 2005 bis 2008, ehemals veröffentlich in der Schachspalte von DIE ZEIT, versehen mit einem Geleitwort des Bundespräsidenten a. D. Richard von Weizsäcker, ist "Zeit-Schachspalten" ein empfehlenswertes Werk, selbst für Pfarrer, Bischöfe und Mönche!


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

play the Queen´s Indian

Andrew Greet
play the Queen´s Indian
256 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-1-85744-580-0
17,95 Euro.




play the Queen´s Indian
Mit "play the Queen´s Indian" stellt der Autor Andrew Greet, IM und ausgewiesener Kenner der Damenindischen Verteidigung, dem Leser ein Repertoire zur Verfügung, mit dem sich dieser in den Damenindischen Dschungel begeben kann. Die Konzentration auf die im Werk zusammengestellten Abspiele versetzt den Nachziehenden in die Lage, die Partie in vertraute Gewässer zu leiten, während weite Bereiche der Theorie ausgeblendet werden dürfen, da sie in der Praxis vermieden werden können.

Die Damenindische Verteidigung zählte bisher noch nicht zu meinen gebräuchlichen Antworten auf 1. d4. So lag es für mich nahe, "play the Queen´s Indian" zur Vorbereitung dieser Rezension im praktischen Fernschacheinsatz zu erproben. In einem nationalen Fernturnier (Deutscher Fernschachbund e.V., MS-073) eröffnete der Partner in einer Partie so, dass ich damenindisch antworten konnte. Wir landeten in der Fianchetto-Variante des Buchkapitels 16. Auf dem Weg dorthin entschied ich mich nach Empfehlung Greets nach 4. g3 zu 4...La6 an Stelle von 4...Lb7. Greet begründet seine Fürsprache, die den Leser vom Ballast der Theorie nach 4...Lb7 befreit, nachvollziehbar und fasst die sich danach für Weiß ergebenden Möglichkeiten zusammen. Dem Prinzip "von allgemein zu speziell" folgend ist dies, auf dem Weg zum oben genannten Kapitel 16, die Materie des Kapitels 12. Der Leser wird Zug um Zug durch die Theorie geführt, bis er das Kapitel erreicht hat, welches die am weitesten differenzierten Abspiele anbietet.
Es zählt zu den Stärken des Buches, dass der Autor erkennbar Wert auf die Besprechung der strategischen Aspekte legt und er diese bei Bedarf bis hin zu strategischen Leitlinien entwickelt. Dem Spieler wird damit der "rote Faden" mitgegeben, der ihm bei der Suche nach der besten Fortsetzung hilft, wenn er beispielsweise in der Partie unter Zeitdruck am Ende seines Wissens um die exakte Zugfolge angekommen ist. Auch wenn dem Fernschachspieler dieses Malheur nicht droht, weil er während des Partieverlaufs alle Hilfsmittel und damit auch Bücher benutzen darf, ist auch für ihn der rote Faden natürlich sehr nützlich. Irgendwann ist jede Theoriezugfolge zu Ende, auch für den Fernschachspieler!

Bei jedem Repertoirebuch stellt die Frage, ob es ausreichend breit und auch ausreichend tief angelegt ist. "Kann man vom Gegner, z. B. durch dessen eigene Abweichung, aus dem Buch und damit aus dem Material, aus dem Repertoire gehoben werden?" und "kann der mit einem umfassenden Theoriewerk ausgestattete Gegner Züge auf das Brett bringen, über die das Repertoirebuch oberflächlich hinweggeht?" sind die konkreten Fragestellungen. Für beides habe ich keine Anhaltspunkte gefunden. Im Gegenteil scheint mir "play the Queen´s Indian" einiges anzubieten, was nicht in allgemeinen Theoriewerken zu finden ist, auch wenn diese selbst sehr zu gefallen wissen. Ein Beispiel: Nach 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 b6 4.a3 La6 5.Dc2 Lb7 6.Sc3 c5 7.e4 cxd4 8.Sxd4 Lc5 9.Sb3 Sc6 10.Lg5 fand ich in "play the Queen´s Indian" den Vorschlag 10...Sd4!? Um zu sehen, was Alexander Beliavsky und Adrian Mikhalchishin im jüngst erschienenen Werk "The Petrosian System Against the QID" davon halten, schlug ich dort nach. 10...Sd4 ist dort jedoch nicht behandelt.

Wer auf "Nummer Sicher" gehen möchte, stellt sein Repertoire zum Dameninder mit "play the Queen´s Indian" von Andrew Greet zusammen und zieht die Theoriewerke wie "The Petrosian System Against the QID" ergänzend hinzu. Für den Fernschachspieler ist dies sicher nicht die schlechteste Vorgehensweise.

Bei der Einschätzung der Erfolgsaussicht einer Zugfolge zieht Greet bisweilen die Statistik seiner Datenbank hinzu.

Das in Englisch verfasste Werk ist mit Schulsprachkenntnissen gut zu verstehen.

Wer sich mit Damenindisch eine Waffe gegen 1. d4 zulegen möchte, ist mit "play the Queen´s Indian" von Andrew Greet sehr gut bedient.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

Schach ohne Scheuklappen Band 10

Jeroen Bosch u.a.
Schach ohne Scheuklappen Band 10
144 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN: 978-90-5691-261-1
19,95 Euro.




Schach ohne Scheuklappen Band 10
Die Buchreihe "Schach ohne Scheuklappen" ist inzwischen eine Institution geworden. Der jüngst erschienene Band trägt bereits die Ziffer 10. Bei zwei in einem Jahr erscheinenden Bänden hat sich die Serie erfolgreich durchgesetzt.
In diesem Band 10 wird die Statistik untermauert, wonach die "bestens spielbaren, ungewöhnlichen Eröffnungsideen" gewöhnlich bereits vor dem 6. Zug auf das Brett kommen. 14 der insgesamt neu vorgestellten 16 Abspiele setzen vor der genannten Marke ein.

Die untersuchten Zugfolgen stammen aus folgenden Eröffnungen: Blumenfeld-Gambit, Lewis-Gambit (1.e4 e5 2.Lc4 Lc5 3.d4), Aljechin-Verteidigung, Französisch, Slawisch, Grünfeldindisch, Caro-Kann, Damenindisch, Sizilianisch, Moderne Verteidigung, Wolga-Gambit, Russisch und Damengambit.

Auf insgesamt 144 Seiten findet der Leser den Stoff, mit dem er die Partie früh in neue oder ungewohnte Gewässer lenken kann, ohne dass diese als minderwertig anzusehen wären.

Nur ein minimaler und deshalb verzeihlicher Fehler ist mir aufgefallen: Ab dem 3. Kapitel passt die tatsächliche Startseite nicht mit der im Inhaltsverzeichnis genannten überein, aber nur um jeweils eine Seite. Der Nachteil beim direkten Ansteuern eines Kapitels ist gering.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

How Chess Games are Won and Lost

Lars Bo Hansen
How Chess Games are Won and Lost
255 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2008
ISBN-13: 978-1-906454-01-2
20,70 Euro.




How Chess Games are Won and Lost
"How Chess Games are Won and Lost" vom dänischen Großmeister Lars Bo Hansen ist ein Buch mehr für den schon erfahrenen Praktiker, der seine Leistungsfähigkeit und seinen Erfolg im Schach dadurch steigern will, dass er gezielter und mit mehr Struktur in seine Partien geht. Dem Spieler, der sich hinsichtlich der Schwerpunkte seiner Fähigkeiten und seiner Schwächen nicht so recht einzuschätzen weiß, ist es ein Hilfsmittel zur Selbsterkenntnis. Nach dem Durcharbeiten des Werkes sollte jeder Spieler in der Lage sein, die Zügel der eigenen Partien zukünftig fester in die Hand zu nehmen.

Hansen unterteilt die Schachpartien in fünf Phasen, wobei er die hergebrachten Stadien Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel um den Übergang von der Eröffnung zum Mittelspiel und den Übergang vom Mittelspiel zum Endspiel ergänzt. Innerhalb der sich nach dieser Gliederung ergebenden Buchkapitel geht er dann auf die jeweiligen Prinzipien, Anforderungen, Besonderheiten, aktuellen Entwicklungen etc. ein. Bis hierher folgt das Werk gewohnten Pfaden der allgemeinen Schachliteratur. Diese verlässt es, indem es im Anschluss auf die Herausbildung bzw. Scharfzeichnung der Spielerpersönlichkeit eingeht. Am Beispiel der Eröffnungsphase sieht dies so aus: Hansen widmet sich der Frage, wie der Spieler ein gesundes eigenes Eröffnungsrepertoire zusammenstellen kann. Er unterteilt die Spieler dabei in verschiedene Typen, aus dieser Unterteilung schließt er auf bevorzugte Stellungsbilder, Bauernstrukturen etc. und bringt diese in Zusammenhang mit Eröffnungen, aus denen sich dem Spieler liegende und nicht liegende Eröffnungen ableiten. Er stellt Hinweise bereit, nach denen sich die Spieler selbst den aufgestellten Kategorien zuordnen können. Auch berücksichtigt er den Aspekt, dass sich mit zunehmender Spielstärke und Erfahrung das Repertoire ändern kann oder sollte. Dieser beispielhaft für die Eröffnung beschriebene Aufbau bildet mit Abweichungen auch die Grundlage der Behandlung der weiteren Partiephasen.

Das sechste und damit letzte Kapitel ist mit "Praktische Tipps" überschrieben. Aus der Sicht des Fernschachspielers ist hier das Thema "Umgang mit Computeranalysen" besonders interessant. Hier liegt der Wert des Werkes weniger in seinen Ausführungen zum Problem des Rechenhorizontes und zum Gegenüber von Rechenkompetenz und Intuition sondern vielmehr in der konkreten Darstellung, wie sich der Spieler gezielt auf ein Turnier oder einen Gegner auf der Basis der Partiendatenbank vorbereiten kann.

Noch ein paar äußerliche Aspekte: Das Titelbild gefällt mir ausgesprochen gut. Auch dies darf vielleicht mal angesprochen werden. Druck und Bindung zeigen die für Bücher dieses Verlags gewohnte gute Qualität.
Die Anforderungen an die englischen Sprachkenntnisse sollten den Leser, der das Schulenglisch noch beherrscht, kaum überfordern.

Wie schon eingangs angemerkt ist das Buch eine Empfehlung für den ambitionierten und schon erfahrenen Praktiker. Für den noch nicht so versierten Spieler dürfte der Wert des Werkes mit der fortlaufenden eigenen Entwicklung steigen; inwieweit der frühe Einsatz die eigene Entwicklung fördern und vor Sackgassen bewahren kann, hängt vom Verständnis des angebotenen Materials ab.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

Opening for White according to Anand 1.e4

Alexander Khalifman
Opening for White according to Anand 1.e4
444 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2009
ISBN-13: 978-954-8782-69-2
29,95 Euro.




Opening for White according to Anand 1.e4
"Opening for White according to Anand 1.e4" von Exweltmeister Alexander Khalifman widmet sich der tiefen Untersuchung der beschleunigten Drachenvariante und im Schwerpunkt der klassischen Drachenvariante in der Sizilianischen Verteidigung. In beiden Fällen fianchettiert der Nachziehende seinen schwarzfeldrigen Läufer, im beschleunigten Drachen über 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6 und im klassischen Drachen über 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6.

Aus dem Blickwinkel des Fernschachspielers ist dieses Buch genau für ihn gemacht. Mit diesem Werk kann Weiß wie auch Schwarz die Partie nach dem aktuellen Stand der Theorie und damit unter Wahrung der besten eigenen Chancen entwickeln. Hier zahlt sich die Besonderheit im Fernschach aus, dass alle Hilfsmittel während der Partie benutzt werden dürfen, insbesondere natürlich Bücher in der Eröffnungsphase. Sowohl die Hauptlinien als auch die in der Praxis erprobten Abweichungen und prüfenswerten Alternativen werden jeweils behandelt. Dabei begnügt sich das Werk nicht mit einer einfachen Notiz der Zugfolgen, es erläutert vielmehr nach Bedarf, warum eine Figur gerade auf dieses oder jenes Feld gezogen werden sollte, welche Pläne es gibt, welche Schwächen bedacht werden müssen usw. Es ist Ratgeber, Nachschlagewerk und Mittel zum Eröffnungsstudium zugleich.
Am Schluss jedes Kapitels findet sich jeweils eine Zusammenfassung, die einen qualifizierten Überblick gibt. Ich rate dazu, diese sogar jeweils als erstes zu lesen, bevor man sich den detaillierten Inhalten zuwendet.

Der beschleunigte Drachen wird im Teil 1 des Buches auf den Seiten 8 bis 136 behandelt, der klassische Drachen im Teil 2 von Seite 137 bis 439. Ein Variantenverzeichnis schließt sich dann noch an.

Für mich kommt der Fernschachspieler, der den (beschleunigten) Drachen spielt oder auf ihn trifft, am Werk von Khalifman nicht vorbei. Einzige Voraussetzung: Englische Sprachkenntnisse auf Schulniveau.
Allenfalls eine formelle Kleinigkeit ist mir negativ aufgefallen. Das mir zur Verfügung stehende Buchexemplar ist nicht durchgehend gleich gut gedruckt. Passsagenweise ist der Druck etwas schwächer, allerdings auch dann noch völlig ausreichend.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

Play 1. b3!

Ilya Odessky
Play 1. b3!
258 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2008
ISBN-13: 978-90-5691-256-7
22,95 Euro.




Play 1. b3!
Ergänzt man den Titel des Buches entsprechend dem Aufruf des Autors zum Schluss seiner Betrachtungen, lautet er übersetzt: "Spiel 1. b3! Vermutlich ist der Zug nicht so gut, aber er bereitet viel Spaß!" In etwa nach diesem Motto hat Ilya Odessky sein Werk "Play 1. b3!" geschrieben. Es bleibt dem Leser nicht verborgen, dass der Verfasser der Themaeröffnung sehr zugetan ist und ihr mehr als nur eine nüchterne Prüfung widmet (der Untertitel des Buches lautet auf "Nimzo-Larsen-Angriff, ein Freund für´s Leben). Dies aber verleitet ihn nicht dazu, alles durch die "weiße Brille" und deshalb zu optimistisch zu sehen.
Der Stoff wird dem Leser in 23 Kapiteln, von denen zwei keinen echten eröffnungstheoretischen Inhalt haben, angeboten. Diese Kapitel folgen der Zugchronologie 1. b3 e5, 1. b3 d5 und 1. b3 anders. Ein detailliertes Variantenverzeichnis am Ende des Buches unterstützt bei der Suche nach bestimmten Zugfolgen.

An früher Stelle entschuldigt sich Odessky dafür, dass er viele Internetpartien verwendet hat. So ganz notwendig erscheint mir dies nicht gewesen zu sein, denn deren Zahl ist bei genauer Betrachtung weniger imposant als angesichts dieser Entschuldigung anzunehmen wäre. Er rechtfertigt die Aufnahme der Internetpartien, die in der Regel geblitzt oder mit einer maximalen Bedenkzeit von 15 Minuten auf beiden Seiten gespielt worden sind, mit der Eignung seiner Eröffnung gerade für solche Partien. Dies mag einleuchten, aber zumindest zwischen den Zeilen stellt er damit in Zweifel, dass 1. b3 auch für "reguläre" Partien eine gute Wahl ist, trotz seines Buches.

Mich persönlich stört die bisweilen, ich sage mal "unorthodoxe" Überschrift zu manchen Kapiteln, die keine Verbindung zu dem aufweist, was den Leser dann konkret inhaltlich erwartet. "Es gibt Glück im Leben" (Kapitel 15) und "Es gibt kein Glück im Leben" (Kapitel 16) sind zwei Beispiele hierfür. Hier hätte ich mir mehr Merkmale eines ernsten Eröffnungsbuches als solche eines Prosawerkes gewünscht.

Was bringt "Play 1. b3!" für den Fernschachspieler? Zunächst einmal verschafft es einen Überblick über die theoretische Breite der Eröffnung. Das Werk erlaubt das gezielte Aufsuchen von Eröffnungsstellungen und geht dort dann auch in die zu erwartende Tiefe mittels Analysen und/oder Partien/Partiefragmenten. Eine ganze Reihe von Ideen stammt aus dem Repertoire des mit dieser Eröffnung sehr vertrauten Autors selbst.

Wer den Gegner im Blitzschach oder im Internet überraschen will, kann sich mit Odesskys Werk genügend präparieren.
Ansonsten halte ich es mit dem Motto des Verfassers: 1. b3 spielen und Spaß haben!


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

True Combat Chess, Winning Battles Over The Board

Timothy Taylor
True Combat Chess, Winning Battles Over The Board
208 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2008
ISBN-13: 978-1-85744-584-8
18,95 Euro.




True Combat Chess, Winning Battles Over The Board
Wie schreibt man eine Rezension über ein Buch, das man für gelungen und eine Bereicherung der Bücherlandschaft hält, bei dem sich einem aber dessen vorgegebener Ansatz, der sogenannte rote Faden also, verschließt? Dieses Problem muss beim Rezensieren von "True Combat Chess, Winning Battles Over The Board" gelöst werden.
Das Werk enthält mehr als 30 Partien (das Partienverzeichnis am Ende und die innere laufende Nummerierung stimmen nicht überein), die sehr lebhaft kommentiert sind. Die Analysen gehen in den Beispielen, die ich zur Grundlage meiner Rezension gewählt habe, so weit in die Tiefe, wie es meinen Erwartungen entspricht. Diese Partien zeigen für mich großes Schachkino!

Folgt man den Angaben, dann soll das Buch ein Ratgeber sein, um im Schach zu gewinnen, viele hilfreiche Hinweise enthalten und für Spieler jeder Spielstärke geeignet sein. Die Berechtigung dieses vorgegebenen roten Fadens vermag ich nicht zu erkennen, der Ansatz scheint mir gekünstelt zu sein, vielleicht auch ein wenig Selbstzweck.
Schauen wir uns dies einmal an zwei Beispielen an:
Kapitel 1 behandelt den "kritischen Zug". Im Kern zeigt es dem Leser auf, dass dieser kritische Zug über Sieg oder Niederlage entscheiden kann, gesehen werden muss, er schon in einem frühen Partiestadium auftreten kann und er dann nicht wegen eines schablonenhaften Entwicklungszuges liegen gelassen werden darf. Tolle Partiebeispiele, richtig gute Kommentierung, aber ein Schritt zum Erfolg?
Kapitel 5 ist überschrieben mit "Beating a Grandmaster", übersetzt also "Einen Großmeister schlagen". Wer nun meint, dass ihm nach dem Studium des Kapitels ein Großmeister vor die Flinte kommen kann, der dann mit den Tipps aus diesem Buch wird geschlagen werden können, dürfte bitter enttäuscht werden. Der Autor stellt am Schluss dieses Kapitels fest, dass man einen Großmeister nicht mit einem routinierten Spiel wird schlagen können. Er konstatiert, dass man sich immer den stärkst möglichen Gegnern stellen sollte. Letztendlich resümiert er, dass der Spieler in allen Partiephasen gut spielen muss, um zu gewinnen.
Derartige Feststellungen hier und in den anderen Kapiteln des Werkes reichen nicht aus, um dessen oben beschriebene Ansprüche an sich selbst zu bestätigen.

Dennoch aber ist "True Combat Chess" für mich eine Kaufempfehlung! Ich lege es dem Leser als eine Sammlung wirklich interessanter Partien, die qualifiziert und unterhaltsam zugleich analysiert und kommentiert worden sind, ans Herz.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

The Petrosian System Against the QID

Alexander Beliavsky und Adrian Mikhalchishin
The Petrosian System Against the QID
168 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2008
ISBN: 978-954 8782 68-5
23,95 Euro.




The Petrosian System Against the QID
Mit "The Petrosian System Against the QID" erhält der Leser ein grundsolides, hoch qualifiziertes und ehrliches Buch an die Hand, das sich intensiv mit den beiderseitigen Möglichkeiten nach 1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 b6 4. a3 in der Damenindischen Verteidigung befasst. Die Verfasser kommen ohne reißerische Slogans wie "xy spielen und gewinnen!" aus, allein schon die sachliche und analytische Art des Vorgehens weckt Vertrauen in die Ausführungen und Wertungen.

Aber einmal Schritt für Schritt: Die Autoren Alexander Beliavsky und Adrian Mikhalchishin, selbst früher Spieler in der Weltklasse und auch heute noch hervorragend platziert, unterteilen das Material in 12 Kapitel. Diese ordnen sie der natürlichen Zugfolge nach, beginnend mit frühen Abweichungen von der Hauptlinie und endend mit schwarzen Variationen in Kapitel 11. Den Abschluss bilden Gambitabspiele, denen das 12. Kapitel gewidmet ist.

Die Methodik ist, wie für Chess Star-Bücher bekannt, klar und logisch. Zunächst werden in "Main Ideas" die Hauptpläne und die typischen Stellungen dargestellt. Im Anschluss werden in "Move by Move" die Folgen, Varianten usw. detailliert untersucht.

Ein klares Plus des Werkes sind die Erklärungen, Stellungseinschätzungen und Begründungen der beiden Autoren. Das Bemühen um eine neutrale, sachliche, nüchterne Betrachtung bei der Bewertung der beiderseitigen Chancen sieht man sonst nicht allzu oft, hier aber wohltuend durchgängig. Die positive Grundhaltung zur Themaeröffnung, die beide Autoren zum Schreiben dieses Buches bewogen haben dürfte, verleitet sie nicht zum "Lob über den grünen Klee". In der Darstellung der Autoren bleibt ihre jeweilige Einschätzung das weiter diskutable Ergebnis ihres Analyse- und Abwägungsprozesses, sie tun nicht so, als sei diese "gesetzesgleich" zu verstehen.

"The Petrosian System Against the QID" ist kompakt, ich vermisse nichts und aufgebläht ist das Werk schon gar nicht.

Wer eine Waffe gegen Damenindisch sucht, ist mit diesem Werk sehr gut beraten. Gleiches gilt natürlich für den Schwarzspieler, dessen Repertoire Damenindisch umfasst oder bald umfassen soll.


Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)

The Black Lion

Jerry van Rekom und Leo Jansen
The Black Lion
280 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2008
ISBN-13: 978-90-5691-257-4
23,95 Euro.




The Black Lion
"The Black Lion" von den beiden holländischen Autoren Jerry van Rekom und Leo Jansen will dem Spieler mit den schwarzen Steinen ein universelles System an die Hand geben, mit dem er sowohl auf 1. e4 als auch 1. d4 reagieren kann. Die Standardzugfolge dieser Idee ist 1. e4 d6 2. d4 Sf6 3.Sc3 Sbd7. In fünf Abschnitten (Kapitel 2 bis 6) führen sie den Leser in die verschiedenen Varianten und somit in die konkrete Theorie ein, zuvor werden die Grundgedanken und Prinzipien der Eröffnung sowie die sich ergebenden Bauernstrukturen vorgestellt.
Die wesentlichen Systeme und Teilsysteme werden am Schluss der jeweiligen Betrachtung in einer Zusammenfassung bewertet. Ein um Diagramme ergänztes Variantenverzeichnis am Ende des Buches erlaubt die gezielte Navigation zu bestimmten gesuchten Zugfolgen und Stellungen.

Einen eigenständigen Charakter behält "Der Schwarze Löwe", wie er in der deutschen Übersetzung des Buchtitels auftritt, dann, wenn er nicht in die Philidor- oder die Pirc-Ufimzew-Verteidigung übergeht. Ansonsten können auch Stellungsmerkmale der Altindischen Verteidigung auftreten.
Unabhängig davon, ob dem Leser die etwas reißerisch anmutende Namensgebung und die mehr oder weniger einleuchtende Begründung für diese Wahl zusagt, wird ihm ein überzeugendes Werk an die Hand gegeben.

Bemerkenswerte Einflüsse des Fernschachs habe ich nicht feststellen können. Gerade aber für das Fernschachspiel ergeben sich mannigfaltige Möglichkeiten, dem System "auf den Zahn zu fühlen". Das eine oder andere zukünftige Thematurnier sollte hierzu beitragen.
Einige Partien bzw. Partiefragmente stammen aus dem Internetspiel.

Die Wahl des "Schwarzen Löwen" konfrontiert den Anziehenden mit einer eher ungewöhnlichen Folge, zwingt ihn in der Regel zum frühen eigenständigen Überlegen und verspricht dem Schwarzen hierdurch einen Bedenkzeitvorteil.

Meine Partiendatenbank wirft 1080 mit der Themazugfolge eröffnete Partien aus. Die in größerer Zahl gewählten weißen Fortsetzungen sprechen statistisch für einen weißen Erfolg, teilweise mit einer Erfolgsquote von 60 Prozent und mehr. Der Nachziehende sollte auf jeden Fall gut theoretisch vorbereitet sein, wenn er die Eröffnung im Nahschach anwendet. Dann wird nicht nur der Überraschungseffekt für eine künftig bessere Bilanz der Eröffnung sorgen. "The Black Lion" hilft dabei. Das Werk sollte dem Spieler erlauben, sich dieses System so gut zu eigen zu machen, es vor allem auch zu verstehen, dass er sich damit in die Praxis begeben kann.

Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann (www.schachversand.de) zur Verfügung gestellt.

(Uwe Bekemann)