36. Deutsches Fernschachtreffen in Schneverdingen 1990

Das Wappen des Gastgeberortes
Das Wappen des Gastgeberortes

Das 36. Deutsche Fernschachtreffen fand in der Zeit vom 2. Juni bis zum 10. Juni 1990 in Schneverdingen statt.

Die Stadt Schneverdingen mit ihren Ortschaften Ehrhorn, Großenwede, Heber, Insel, Langeloh, Lünzen, Schülern, Wesseloh, Wintermoor und Zahrensen liegt im nordwestlichen Teil des Landkreises Soltau-Fallingbostel. Mehr als 30 Prozent des Stadtgebietes liegen im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide.

Urkundlich erwähnt wurde Schneverdingen erstmals im Jahre 1231, als Bischof Iso von Verden den Ministerialen Lippold von Zahrenhusen zwang, auf die Vogtei "Snewordinge" zu verzichten.

In der Schneverdinger Zeitung erschien am 6.6.1990 ein umfangreicher Artikel zum Treffen.

350 Teilnehmer beim 36. deutschen Fernschachtreffen in Schneverdingen

Kontaktpflege wichtig

Bis zum 10. Juni weilen in Schneverdingen viele hundert Schachspieler, die sich im Bund deutscher Fernschachfreunde (BdF) zusammengeschlossen haben. Dessen Präsidium wählte die Heideblütenfeststadt als Tagungsort für das 36. deutsche Fernschachtreffen. Schirmherr Bürgermeister Volker Rübesamen eröffnete das Bundestreffen am Sonnabendabend in der Osterwald Festhalle. Er dankte den Freunden des Schachspiels für deren zahlreiches Kommen und wünschte ihnen in Schneverdingen schöne Tage. Anschließend sprach Stadtdirektor Michael Becker über die Einrichtungen, die in und um Schneverdingen für die Erholungssuchenden geschaffen worden sind.

Achim Soltau (Hamburg), Präsident des BdF, dankte der Stadt für die gute Unterstützung, die die Organisationsleitung bei der Vorbereitung aus dem Rathaus und vom Verkehrsamt erhalten habe. Besonders willkommen hieß er zahlreiche Fernschachfreunde aus der DDR, die erstmals an einem Bundestreffen teilnehmen konnten. Unter den weitgereisten Gästen befanden sich auch solche aus Dänemark, Holland und Schweden. Unter den Teilnehmern waren der in Ost-Berlin wohnende Ex-Weltmeister im Fernschach, Horst Rittner, sowie der Bremer Großmeister Hermann Heemsoth.

Organisationsleiter Eugen Thüner aus Herne in Westfalen erklärte den Fernschachspielern den technischen Ablauf der Veranstaltung. Im Mittelpunkt der zehntägigen Programmfolge stehe das Knüpfen persönlicher Kontakte, denn viele Partner würden sich durch ihre Fernschachpartien und von Postkartengrüßen nur namentlich kennen.

An einem Nahschachturnier nehmen 135 Spieler teil. Sie ermitteln in neun Runden in drei Gruppen ihre besten "Strategen". Dieser Wettbewerb findet im Bürgersaal der Freizeitbegegnungsstätte statt; die ersten vier Runden wurden am Pfingstsonntag und -montag ausgetragen. Für die Aktiven bietet die Organisationsleitung ferner ein Simultan- und ein Blitzturnier an.

Da viele Mitglieder diese Pfingsttreffen (die Veranstaltungen beginnen seit Jahren immer am Pfingstsonnabend) gleichzeitig als Familienurlaub nutzen, zählen auch Kegel-, Tischtennis-, Minigolf- und Preisskatwettbewerbe zum festen Rahmenprogrammbestandteil. Die Gewinner geben die Organisatoren nicht nur nach den Begegnungen bekannt, die Namen werden auch im Programmheft des darauf folgenden Jahrestreffens genannt.

Mit Hilfe des Schneverdinger Verkehrsamtes, dessen Leiter Bernd Pleiser ebenfalls an der Eröffnung teilnahm, wurde zudem ein Ausflugsprogramm nach den Wünschen der Schachfreunde zusammengestellt. Gestern erlebten die Teilnehmer auf dem Theeshofgelände einen zünftigen Heideabend. Es folgt ein Tagesausflug nach Wilsede, eine Exkursion in das Pietzmoor und die Besichtigung der Rugenberger Brotfabrik sowie ein Festball mit Siegerehrung in der Festhalle. Dafür wurde die Band "Moonlights" engagiert.

Bei der Eröffnung erklärten mehrere Teilnehmer, sie fühlten sich in der Heideblütenstadt wohl. Sie seien in den Gasthäusern und Pensionen gut untergekommen, die Landschaft Lüneburger Heide gefalle ihnen.

Der folgende Link führt zu einer PDF-Datei, welche den damaligen Bericht im Original zeigt (114 Kb).

Ergebnisse der Veranstaltungen des 36. Deutschen Fernschachtreffens

Nahschachturniere

(129 Spieler, 9 Runden nach Schweizer System in 3 gleichberechtigten Gruppen)

Gruppe A
M. Bauer (Reichenbach) mit 7½ Punkten vor W. Galow (München) 6½, H. Risch (Landshut), A. von Fehrn (Hamburg), E. Ritter (Umkirch) 6, G. Marschner (Oberstdorf), W. Erpel (Gütersloh), W. Kempen (Korschenbroich) 5.

Gruppe B
A. Soltau (Hamburg) mit 6½ Punkten vor M. Keller (Olching) 6½, Dr. M. Renke (Tübingen), B. Treiber (Hannover), W. Löffler (Wiesbaden), R. Blodig (Riedenburg), M. Glinzk (Krefeld) 6, W. Nagorni (Hannover), T. Thelen (Bochum) 5½.

Gruppe C
Ch. Papapostolou (Bonn) mit 8½ Punkten vor H. Kuntermann (Heilbronn), V. Secula (Ganderkesee), F. Drosson (Stolberg), A. Manfeldt (Marl) 6, H. Schwarz (Bordesholm), F. Löchner (Heilbronn), O. Jung (Rheine), A. Blickhäuser (Düsseldorf), K. Ehret (Freiburg), F. Schranz (Düsseldorf), R. Bucholz (Bergkamen), A. Blank (Rotenburg), E. Spaete (Hilden) 5½.

Turniersimultan

(60 Teilnehmer, Vor-, Zwischen- und Endrunde)

Es siegte W. Kempen (Korschenbroich) vor B. Treiber (Hannover), M. Keller (Olching), Dr. B. Kopp (Darmstadt), W. Rosen (Essen), M. Bauer (Reichenbach), R. Blodig (Riedenburg), W. Erpel (Gütersloh), U. Wolf (Bochum), Dr. P. Kopp (Darmstadt).

Blitzturnier

(51 Teilnehmer)

In Gruppe A siegte R. Blodig (Riedenburg) mit 9½ Punkten vor Dr. P. Kopp (Darmstadt), B. Treiber (Hannover) 8½, M. Bauer (Reichenbach), W. Rosen (Essen), M. Keller (Olching) 8. In Gruppe B siegte W. Kempen (Korschenbroich) mit 11½ Punkten vor W. Galow (München) 10, M. Kiesewetter 9, T. Geißler (Karlsruhe), W. Löffler (Wiesbaden) 8. In Gruppe C siegte A. Blickhäuser (Düsseldorf) mit 11 Punkten vor M. Glinzk (Krefeld) 10, H. Lemke (Darmstadt) 9, B. Bierwisch (Aachen) 8½, A. Blank (Rotenburg) 8. In Gruppe D siegte H. Blachmann (Frankfurt/Oder) mit 6 Punkten vor M. Löschner (Hagen), G. Wirth (München) 5.


Vom Fernschachtreffen in Schneverdingen weiß Fernschachfreund Ulrich Wagner zu berichten:
"Am Nachmittag des Tagesausflugs in die Lüneburger Heide mit vier Reisebussen und etwa 200 Teilnehmern war eine Rast in Niederhaverbeck vorgesehen mit der Möglichkeit einer Pferdekutschfahrt zum Wilseder Berg. Diejenigen Teilnehmer, die nicht an der Kutschfahrt teilnehmen mochten, konnten sich im nahe gelegenen Heidecafe bei Kaffee und Kuchen die Wartezeit verkürzen. Unsere Reisegesellschaft war dort unverbindlich angemeldet. Der geschäftstüchtige Konditormeister hatte wohl in Erwartung eines gewaltigen Umsatzes die Ankündigung so verstehen wollen, dass alle 200 Teilnehmer dort einkehren würden und nicht weniger als 14 Torten gebacken, reichlich Kaffee vorgebrüht und mehrere Hilfskräfte organisiert. Was niemand voraussagen konnte, trat dann ein: Bis auf einige wenige Mitreisende machten alle Teilnehmer von der Möglichkeit der Kutschfahrten Gebrauch und niemand verspürte Kaffeedurst. Als unsere wenigen verbliebenen Teilnehmer das Cafe aufsuchen wollten, wurden sie zu ihrem Erstaunen von dem Konditormeister zurückgewiesen mit dem Bemerken, dass er eine "große Reisegesellschaft" erwarte und er alle freien Plätze im Lokal benötige.
Die Geschichte hatte dann erwartungsgemäß ein Nachspiel. Der Konditormeister drohte dem BdF mit Schadenersatzforderungen. Als er die Aussichtslosigkeit dieser Forderung dann schließlich selbst einsah, sprach er verärgert gegenüber dem BdF und allen seinen Mitgliedern auf Lebenszeit ein Lokalverbot für sein Heidecafe aus."


Ein weiterer Artikel der "Schneverdinger Zeitung" vom 6.6.1990 hatte folgenden Inhalt:

Turnier beim Schneverdinger Fernschachtreffen. Blick auf die Teilnehmer In der Freizeitbegegnungsstätte

Fernschach - ein familienförderndes Hobby:

Vater spielt, Tochter denkt mit

Zahlreiche Mitglieder des Bundes deutscher Fernschachfreunde (BdF) nehmen seit Jahren regelmäßig an den deutschen Fernschachtreffen teil. Der Ort des Jahrestreffens wechselt jährlich. Der BdF hat seine Veranstaltungen schon in jedem Bundesland durchgeführt.

Einer der Teilnehmer ist Anton Helldorfer aus Königsfeld in Oberfranken, der seit 1970 Mitglied im BdF ist und seit 1975 mit seiner Frau Marthe Karina kaun ein Jahrestreffen ausgelassen hat. Nach Schneverdingen brachten die Eheleute ihre drei Töchter und die Schwiegereltern mit. Den Familienvater interessiert besonders das Rahmenprogramm, denn an den Ausflügen und Spielen können sich auch Frau und Kinder beteiligen.

"Wir Fernschachspieler sind wie eine große Familie", erklärte Helldorfer. Über das königliche Spiel habe er viele Bekanntschaften geknüpft. Zur Zeit spielt Helldorfer europaweit zwölf Partien. Vor Jahren hat er sich auch an weltweit ausgeschriebenen Turnieren beteiligt. Beim Fernschachspiel hilft Tochter Kristina (11) manchmal mit. Sie verfolgt die Partie, beide beraten über den nächsten Zug.

Nimmt seit 1975 an Fernschachtreffen teil: Familie Helldorfer.

Die Zeitschrift "Fernschach" berichtete u.a. mit folgenden Zeilen über das Treffen: "Der Bund deutscher Fernschachfreunde (BdF) veranstaltete in der Zeit vom 2. bis 10. Juni 1990 sein 36. Fernschachtreffen in Schneverdingen in der Lüneburger Heide. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Volker Rübesamen verlebten in der Heideblütenfeststadt über 350 Teilnehmer erholsame Tage im Freundeskreis. Erstmalig konnten auch Gäste aus der DDR begrüßt werden.
Für sie alle wurde reichlich Abwechslung geboten: Minigolf, Kegeln, Tischtennis, Skat und nicht zuletzt ein Tagesausflug nach Lüneburg mit anschließender Kutschfahrt von Niederhaverbeck zum Wilseder Berg. Für reichlich Stimmung sorgte ein Heideabend, der trotz des Regenwetters wohl allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben wird: Mit der Preisverteilung und einem großen Festabend fand das Fernschachtreffen 1990 seinen Abschluß."

Siegerehrung
Siegerehrung

Ein Bild von der Siegerehrung - ausgezeichnet wurden (von links): Manfred Bauer, Christos Papapostolou und Willi Kempen, zusätzlich Ulrich Wagner

Organisationsleitung: Eugen Thüner und Ulrich Wagner