Joel Benjamin und Harold Scott: "Winning the World Open"
von Uwe Bekemann (Kommentare: 0)
Joel Benjamin und Harold Scott
Winning the World Open
343 Seiten, kartoniert
ISBN: 978-90-5691-985-6
27,50 Euro
„Winning the World Open“ von Joel Benjamin und Harold Scott, Neuerscheinung im Jahr 2021 bei New In Chess (NIC) ist ein Buch über ein seit 1973 jährlich ausgetragenes Turnier in den USA. Sein Initiator, erster Organisator und in der Folge Kämpfer für den Erfolg seines „Kindes“, William Goichberg, wollte von Beginn an etwas Bedeutendes schaffen. Mit der Namensgebung „World Open“ war der Veranstaltung von vornherein insoweit schon mal der Weg bereitet.
Mit ihrer Arbeit halten die Autoren die Geschichte des Turniers fest. Sie berichten von den Anfängen, von Spielern mit ihren Geschichten und Geschichtchen, halten die Eckdaten der Jahresveranstaltungen von 1973 bis 2019 in Tabellen fest und – ganz wesentlicher Inhalt des Buches – haben 190 Partien ausgewählt, die sie in zumeist kommentierter Fassung das Brettgeschehen über die Jahre hinweg veranschaulichen lassen.
Schon die Premierenveranstaltung 1973 fand 725 Teilnehmer. Zu den besonderen Kenndaten des Turniers gehören der Preisfonds und der Startbeitrag, den alle Teilnehmer zu leisten haben und hatten. 1973 betrug der Preisfond bereits 15.000 US-Dollar. 2016 bis 2019 waren dies 225.000 US-Dollar jährlich.
Benjamin und Scott haben ihr Werk in 28 Kapitel gegliedert. Kapitel 1 beschreibt einführend die Geschichte des World Opens. Die Kapitel 2, 5, 10, 15 und 20 widmen sich jeweils den Veranstaltungen eines Zeitabschnitts, Kapitel 2 beispielsweise den Jahren 1973 bis 1979. Hier wird jeweils die Statistik des Turniers fortgeschrieben. Ausgewählte Partien verschiedener Spieler dienen ebenfalls der Dokumentation, sind aber zudem Unterhaltungsfaktor. Die dazwischenliegenden Kapitel widmen sich jeweils einem Spieler aus dem betreffenden Zeitabschnitt. Dieser war jeweils Champion eines Jahres oder hatte punktgleich abgeschlossen. Der Leser findet sehr bekannte Namen in dieser Liste. Zu diesen zählen beispielsweise Walter Browne, Buchautor Joel Benjamin, Gata Kamsky und Hikaru Nakamura. Neben – im weiten Sinne – biographischen und persönlichen Informationen sind es vor allem ausgewählte Partien, die dieser Spieler im World Open gespielt hat, die ihn hier porträtieren.
Das Kapitel 23 widmet sich den Covid 19-Jahren 2020 und 2021.
Kapitel 24 greift ein aktuelles Thema auf, das auch am World Open nicht vorbeigegangen ist. In ihm geht es um den Betrug im Schach. Es werden offensichtliche und auch weniger offensichtliche Versuche und Methoden dargestellt. Interessant zu lesen sind auch die Versuche, einem Verdachtsmoment nachzugehen bzw. Betrügereien zu beweisen.
Kapitel 25 und 26 richten 30 Taktikaufgaben an den Leser und stellen die Lösungen darauf vor. Die Aufgabenstellungen erfährt der Leser über ein Ausgangsdiagramm, das um die Angabe des am Zug befindlichen Spielers ergänzt ist. Weitere Informationen erhält er nicht. Alle Aufgaben – wie sollte es auch anders sein – sind im World Open gespielten Partien entnommen.
Den Abschluss des Buches bilden eine Zusammenstellung aller Sieger des Turniers, beginnend mit jenem des jüngsten Turniers bis 1973 zurück, die Zusammenstellung der erfolgreichsten Spieler sowie ein – aus meiner Sicht – verzichtbares „Trivia Quiz“, in dem der Leser quasi bestätigen soll, dass er beim Lesen der Turnier- und Spielerinformationen in den vorangegangenen Kapiteln gut aufgepasst hat.
Misslungen ist die Einbindung von Fotos ins Werk. Diese sind oft so dunkel, dass man nicht einmal Gesichtszüge erkennen kann. Igor Ivanov auf Seite 61 hat, was man erkennen kann, eine Nase. Und eine Brille trägt er auch, das war’s. Wesley So sieht auf Seite 191 aus, als habe man für ihn einen Scherenschnitt aus schwarzem Papier erstellt. Auf Seite 301 wird zur Kennzeichnung eines Spielers darauf verwiesen, dass er einen Hut trägt und Dreadlocks hat. Nichts dergleichen ist im Schwarz des Fotos zu erkennen.
Mit englischen Fremdsprachkenntnissen auf Schulniveau sollte der Leser kein Problem haben, um mit „Winning the World Open“ zurechtzukommen. Es gibt allerdings einiges an Text zu verarbeiten.
Fazit: „Winning the World Open“ schreibt die Geschichte des World Opens auf. Wesentliche Elemente sind Daten und Informationen des seit 1973 jährlich in den USA stattfindenden Großturniers sowie 190 im Turnier in den Jahren gespielte Partien, die zumeist unterhaltsam kommentiert sind.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann zur Verfügung gestellt.
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