Zum Tode von Dr. Friedrich Baumbach (08.09.1935 – 25.04.2025)
von Dr. Stephan Busemann
Dr. Friedrich („Fritz“) Baumbach war die deutsche Fernschachinstitution schlechthin. Von 1993 bis 2010 war er Präsident des Deutschen Fernschachbundes (BdF) e. V. 2008 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt; 2019 zum Ehrenpräsidenten des BdF. Von 1995 bis 1999 war er Generalsekretär der ICCF und erhielt dort durch die Bertl-von-Massow-Medaillen in Silber und Gold hohe Anerkennung. Die ICCF-Ehrenmitgliedschaft wurde ihm 2010 verliehen. Im Jahr 2006 war der BdF unter seiner Führung Gastgeber des 59. ICCF-Kongresses in Dresden, der auch durch seine vielen freundschaftlichen Begegnungen in besonders guter Erinnerung blieb.
Seine sportlichen Erfolge sind nicht minder gewichtig. Fernschach-Großmeister war Fritz Baumbach seit 1973. Als größten Erfolg darf man wohl den Gewinn der 11. Fernschach-Weltmeisterschaft ansehen, der im Jahr 1988 feststand. Zuvor wurde Fritz Baumbach Vizeweltmeister in der 9. Fernschach-Weltmeisterschaft. Als erster deutscher Spieler errang er fünf Medaillen in Fernschacholympiaden – zwei bronzene im Team der DDR und zwei goldene sowie eine silberne im wiedervereinten deutschen Team.
Auch „am Brett“ war Baumbach sehr erfolgreich. Herausragend war gewiss der Gewinn der DDR-Meisterschaft 1970. Im selben Jahr war er Mitglied der DDR-Mannschaft in der Schacholympiade in Siegen. Für seine Erfolge erhielt der den Titel FIDE-Meister. Auch als langjähriger Trainer der DDR-Nationalmannschaft der Gehörlosen errang Baumbach einen schönen Erfolg: 1974 wurde die Mannschaft Vizeweltmeister.
2011 wurde Friedrich Baumbach mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Baumbach absolvierte nach seinem Abitur im Jahr 1953 ein Chemie-Studium an der Humboldt-Universität in Berlin. Im Jahr 1966 promovierte er und unternahm sodann ein dreijähriges Studium zum Patentingenieur. Anschließend war er im Patentwesen für Biochemie und Genetik tätig. Seit 2000 war er freiberuflicher Patentanwalt.
Wie Fritz Baumbach einmal sagte, prägte das Schachspiel sein Leben. Er ist Autor bzw. Koautor einiger wichtiger Bücher über Fernschach. Die Turnierbücher enthalten nicht nur kommentierte Schachpartien, sondern beschreiben immer auch das Leben des Fernschachspielers mit allen Emotionen, die Freundschaften und Wettbewerb im Turnier mit sich bringen können. In dem Band „Fernschachdramen“, den ich 2014 mit Fritz Baumbach zusammen über das von ihm organisierte, sehr stark besetzte Turnier „Hermann-Heemsoth-Memorial“ schrieb, durfte ich ihn als Mitautor genauer kennenlernen. Er beschrieb, wie er unter den Allüren einiger der teilnehmenden Weltmeister litt und sich über besonders schöne Partien freute, die in dem Turnier gespielt wurden. Mit dem ihm eigenen leisen Humor erzählte er Anekdotisches und beschrieb mit viel Tiefgang Einsichten, die für das Fernschach insgesamt von großer Bedeutung waren. Unsere Zusammenarbeit verlief sehr freundschaftlich, und ich erinnere mich gern daran.
Mit großer Trauer nimmt der Deutsche Fernschachbund (BdF) e. V. Abschied von Fritz Baumbach. Möge sein reiches Leben, sein Humor und seine große Leidenschaft für das Fernschach uns weiterhin Vorbild bleiben!
Im Mai 2025
Dr. Stephan Busemann. Geschäftsführer
Deutscher Fernschachbund (BdF) e. V.
Werke von Dr. Friedrich Baumbach zum Thema Fernschach:
-
Fernschach: 52-54-stop. Tips und Tricks vom Weltmeister (unter Mitarbeit von Heinrich Burger). Sportverlag, Berlin, 1991.
-
Die Schachuhr läuft, Ihr Zug bitte (zusammen mit Wolfgang Thormann). Sportverlag, Berlin, 1993.
-
Gladiatoren ante Portas: Massow-Memorial (zusammen mit Volker-Michael Anton). Magdeburg, 2003.
-
Who is the champion of the champions? (zusammen mit Robin Smith und Rolf Knobel). Berlin, 2008.
-
Fernschachdramen (zusammen mit Stephan Busemann). ChessCoach, Nohen, 2014.
Kommentare
Kommentar von Joerg Fuchs |
Erinnerungsvideo unter:
https://www.youtube.com/watch?v=_Dyvr_JaQsI
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.