Im Länderkampf gegen Russland weisen wir zwar aktuell einen größeren Rückstand auf, aber noch haben sie nicht gewonnen. Wir bräuchten nur noch mehr Siege der folgenden Art und Weise:
1.e4
c6
2.d4
d5
3.e5
Lf5
4.Sf3
e6
5.Le2
Weiß wählt eine sehr solide, aber giftige Waffe. Zunächst beendet er die Entwicklung danach kann er zwischen mehreren Wegen wählen.
5...Sd7
[5...c5
ist möglich, reduziert die Gewinnchancen jedoch fast auf null. Hier existieren mehrere forcierte Varianten, in denen Schwarz maximal ein Kampf ums Remis bevorsteht. Dafür muss Weiß hingegen sehr exakt spielen. Eine Ungenauigkeit und beide Seiten dürfen die Friedenspfeife rauchen. Eine Beispielpartie, der Heiko Neß sicherlich aus dem Wege gehen wollte: 6.Le3
cxd4
7.Sxd4
Se7
8.c4
Sbc6
9.Da4
a6
10.Sa3
Da5+
11.Dxa5
Sxa5
12.0-0
dxc4
13.Sxc4
Sxc4
14.Lxc4
Le4
15.Tac1
Ld5
16.f4
(16.Le2!
) 16...Lxc4
17.Txc4
Sd5
18.Kf2
Le7
19.Td1
Kd7
20.Se2
Tac8
21.Txc8
Kxc8
mit baldigem Remis in 1/2-1/2 Goncharov,I (2384)-Rasmussen,E (2351)/ICCF 2011 (38)]
6.0-0
Se7
7.Sbd2
[Zu forcierten Geschichten kann 7.Sh4
führen. Früher war dies eine sehr beliebte Waffe und entsprechend hoch populär. Mittlerweile fand Schwarz ein entsprechendes Gegengift: 7...c5
8.c3
Le4
9.Sd2
Sc6
10.Sxe4
dxe4
11.g3
Le7
12.Sg2
Db6
13.dxc5
Sxc5!?
(13...Dxc5
14.Da4
Dd5!?
15.Lf4
Sc5
16.Dc2
g5
17.Tfd1
Sd3
18.Le3
0-0-0
19.Se1
Scxe5
20.Lxa7
Dc6
21.Sxd3
exd3
22.Lxd3
Sxd3
23.Txd3
b6
24.Txd8+
Lxd8
25.a4
Db7
26.Lxb6
Lxb6
27.a5
La7-/+
0-1 Peli,D (2376)-Dhanish,P (2530)/ICCF 2010 (64)) 14.b4
Sd3
15.Lxd3
exd3
16.Dxd3
Sxe5
17.De4
Lf6
18.Le3
Dc6
19.Dxc6+
Sxc6=/+
1/2-1/2 Socko,B (2646)-Drozdovskij,Y (2624)/Tromsų 2010 (67)]
7...Sg6
8.Te1
Der Anziehende möchte seinen Springer über f1 nach e3 / g3 manövrieren. [Ein anderer Weg ist die Prophylaxe gegen c6-c5. 8.Sb3!?
Weiß plant in den nächsten Zügen mit Lc1-e3 nebst a2-a4-a5 vorzugehen. Zumindest geht er so vor, wenn Schwarz sich normal entwickelt. Da er jedoch bereits Sg6 gespielt hat, dürfte er sicherlich einen Aufbau wie h5-h4 und danach c6-c5 intendiert haben. 8...h5
(8...f6
9.Se1
h5
10.f4
h4
11.Le3
Db6
12.a4
a5
13.Lg4!
Damit entlarvt der Anziehende die weißfeldrigen Schwächen in der schwarzen Stellung. 13...Se7
14.Sd3
Lxg4
15.Dxg4
f5
16.De2
Da6
17.Tf3!?
Sg6
18.Th3
Kf7
19.g4
hxg3
20.Txh8
Sxh8
21.hxg3
Le7
(21...Sg6!
22.g4
Se7!
) 22.g4
fxg4?
23.f5+-
1-0 Wang Hao (2733)-Shengelia,D (2526)/Rogaska Slatina SLO 2011 (35)) 9.Le3
Le7
10.Se1
h4
(10...c5
11.Lxh5
cxd4
12.Sxd4
Le4
13.Sd3
) Der letzte Schrei ist laut meiner Datenbank 11.Lg4
Lxg4
12.Dxg4
h3?
Hier bleibt der Bauer lediglich eine dauerhafte Schwäche. Nun bekommt Schwarz einen Sack voller Probleme. (Der Nachziehende sollte eher im Zentrum nach Gegenspiel streben, wie in der folgenden Beispielvariante: 12...c5
13.f4
cxd4
14.Sxd4
Lc5
15.Sd3
0-0
16.Sxc5
Sxc5
17.b4!?
Se4
18.Sxe6
fxe6
19.Dxg6
De8
20.Dg4
Tc8
21.Lxa7
Txc2©
) 13.g3
Sb6
14.Sd3
Sc4
15.Tae1
Weiß hat jetzt alles stabilisiert und startet sogleich den Angriff am Königsflügel. 15...b6
16.f4
(16.Lc1!?
) 16...Dd7
(16...Sxe3!
17.Txe3
Dc8
18.f5
exf5
19.Txf5
Sf8!
20.Df3
Se6
21.Te1
0-0~~
) 17.f5
exf5
18.Txf5
De6
19.Lc1
a5
20.a4
Ta7
21.c3!
Lf8
22.Df3
Le7
23.Sa1!
Nach den letzten Vorbereitungszügen bringt Weiß seinen Springer ebenfalls zum Angriff. 23...0-0
24.b3
Sa3
25.Lxa3
Lxa3
26.Sc2
Le7
27.Se3
Nun dauerte es nicht mehr lange, bis die schwarze Stellung in sich zusammenbrach: 27...c5
28.Th5
cxd4
29.cxd4
f6
30.Sxd5
fxe5
31.De4
Ld6
32.dxe5
Taf7
33.S5f4
Txf4
34.Sxf4
Sxf4
35.Dh7+
Kf7
36.Df5+
Dxf5
37.Txf5+
Ke6
38.Txf8
Lxf8
39.gxf4
wenig später gab Schwarz auf, 1-0 Sgherri,M (2155)-Popov,V (2276)/ICCF 2010 (46)]
8...Sf4!?
Ein konkreter, aber selten gespielter Weg gegen den weißen Plan. Mit diesem Zug zwingt er den Anziehenden das Manövrierfeld f1 zu versperren, denn den weißfeldrigen Läufer darf Weiß in dieser Struktur gewiss nicht gegen den Springer abtauschen lassen. Dann hätte er eine weißfeldrige Ruine.
9.Lf1
Le7
10.h3N
[In der Vorgängerpartie geschah 10.Sb3
Sg6
11.h3
Sh4
(11...0-0
führt zur Hauptpartie.) 12.Sxh4
Lxh4
13.a4
0-0
14.a5
Le7
15.Ld3
Lxd3
16.Dxd3
c5
und Schwarz hatte eine bequeme Stellung erreicht in 1/2-1/2 Kraft,D (2384)-Jaeckel,C (2397)/ICCF 2010 (27).]
10...0-0
11.Sb3
Sg6
12.Sh2?!
Damit droht Weiß nicht nur mit g2-g4 nebst f2-f3 den Läufer f5 zu gewinnen, er möchte nun über Umwege das Zielfeld e3 mit seinem Springer erreichen. Allerdings ist der Plan sehr zeitaufwändig und zudem gibt er die Kontrolle im Zentrum auf. Dies nutzt hingegen der Nachziehende für einen Angriff im Zentrum. [Kritischer ist 12.g4!
Le4
13.Sfd2
c5!
14.Sxe4
(14.f3?
trifft auf 14...Lxc2!
15.Dxc2
c4!
und Schwarz ergreift sofort die Initiative.) 14...dxe4
15.c3
cxd4
16.Dxd4!
Weiß darf die Struktur nicht verändern. Er hat sich bereits geschwächt. Jede weitere Änderung würde die Lage nur verschlimmern. (16.cxd4?
Tc8
17.Sd2
(17.Txe4?
Sdxe5!
; 17.Lg2
f5
18.gxf5
exf5=/+
) 17...f6
18.exf6
Sxf6
19.Sxe4
Sh4->
und Schwarz bekommt einen sehr gefährlichen Angriff.) 16...Dc7
17.Dxe4
Sdxe5
18.Lg2=
Das weiße Läuferpaar dürfte die Felderschwächen am Königsflügel kompensieren.]
12...Sh8!
Räumt das Feld g6 für den Läufer und plant eine sofortige Invasion im Zentrum, gefolgt mit einem Sturm am Königsflügel.
13.Sg4
f6
14.exf6
Sxf6
15.Se3?
Hier hat der Springer nichts zu suchen. Zudem stört er die weiße Koordination der Figuren. Schwarz erhält nun freie Hand, sich im Zentrum und am Königsflügel auszubreiten. [15.Ld3
bringt nichts wegen 15...Se4!
Auch der Versuch, diese Idee taktisch mit 16.f3
zu rechtfertigen, fällt ins Wasser: (16.Se5
Sxf2!
) 16...Lh4!
17.fxe4
Lxg4
18.Dxg4
Lxe1
19.Dxe6+
Sf7
20.exd5
Dh4
21.De4
Lf2+
22.Kh1
Dxe4
23.Lxe4
Tae8
24.Lf3
Te1+
25.Kh2
Sd6!
mit der Idee Sf5 nebst eines Matts auf g3. 26.dxc6
bxc6
27.Lxc6
Sf5
28.Lf4
Lg1+
29.Kh1
Txa1
30.Sxa1
Lxd4
trotz der beiden Bauern für die Qualität darf Schwarz mit einem Sieg rechnen. Die weißen Figuren sind nach wie vor quer über das ganze Brett verteilt und der König befindet sich in einem lodernden Palast.; Der richtige Weg zum Ausgleich wäre der Kampf ums Zentrum mit 15.Se5!
Nun kann Weiß nach 15...Sf7
16.Ld3
Se4
17.Sxf7
Txf7
weitere Vereinfachungen mit 18.f3!
anstreben und somit eine ausgeglichene Stellung erreichen. 18...Sd6
19.Lxf5
exf5
20.Sc5
Lh4
21.Te2
Te7
22.Lf4=
]
15...Le4
16.Ld2
Dc7
Schwarz visiert bereits die Diagonale b8-h2 für einen gezielten Königsangriff an. Zudem räumt er die 8. Reihe, damit sich die Türme auf der f-Linie verdoppeln können.
17.Sg4
Weiß erkennt die Nutzlosigkeit des Springers auf e3 und tauscht ihn nun ab.
17...Sxg4
Bevor der Springer nach e5 kommt, geht Schwarz auf das Angebot ein. Dafür aktiviert er jetzt rasch seine Streitkräfte für den geplanten Angriff.
18.Dxg4
Lf5
19.De2
Sg6
20.c4?!
Weiß ignoriert das gegenerische Konzept und startet seinerseits Bewegungen am Damenflügel. Da er jedoch keine Linie öffnen kann, braucht sich der Nachziehende nicht darum zu kümmern. [Besser wäre es, eine Verteidigungsbastion mit 20.g3
zu errichten, auch wenn die schwarze Stellung nach 20...Ld6
21.Lg2
e5
22.dxe5
Lxe5
23.c3
Tae8
24.Dh5=/+
vorzuziehen ist. Denn er besitzt nicht nur die bessere Figurenkoordination, sondern auch im Zentrum einen Mehrbauern. Damit dominiert er im Zentrum und kann bei passender Gelegenheit diese Majorität zur Geltung bringen.]
20...Ld6
21.c5
Lh2+
22.Kh1
Db8!?
Eine sehr interessante Entscheidung! Der Nachziehende dürfte während des Partienstudiums seines Gegners festgestellt haben, dass dieser sehr computertreu antwortet. Vermutlich beabsichtigte er den Anziehenden von der Möglichkeit g2-g3 abzulenken. Deswegen räumte er ein Feld für seinen Läufer frei und platzierte seinen Turm nicht in der Mitte.
23.La5?
Danach ist die weiße Stellung nicht mehr zu retten. [Die einzige Chance bestand in 23.g3
Lxg3
24.fxg3
Le4+
25.Lg2[]
(25.Kh2?
Tf3!
26.Dg2
Sh4
27.Dg1
Txb3!
28.axb3
Sf3+-+
) 25...Dxg3
26.Lxe4
Tf2
27.Dxf2
Dxf2
28.Lxg6
hxg6
29.Tg1
und Weiß besitzt berechtigte Chancen, den Laden zusammen zu halten.]
23...Lf4
Der Läufer ist gerettet, nun mobilisiert Schwarz seine Figuren.
24.a4
Tf6
25.Ld2
[25.g4
Le4+
26.f3
Le3!
27.fxe4
Tf2-+
]
25...Lc7
26.Le3
Df8
27.a5
a6
Klar, natürlich wird dem Anziehenden kein Gegenspiel am Damenflügel genehmigt.
28.Dd1
Sf4
29.Sd2
g5!
Der Schlüsselzug! Er ermöglicht sofortige Drohungen auf der h-Linie gegen den König.
30.Ta3?!
ist deutlich zu langsam. [Aber auch das forcierte 30.Db3
dürfte über kurz oder lang nicht ausreichend sein. Eine Beispielvariante: 30...Tb8
(30...Dh6?
ist zu optimistisch 31.Dxb7
Lxh3
32.Kg1
Lxg2
33.Lxg2
Sxg2
34.Dxa8+
Tf8
35.Dxf8+
Dxf8
36.Kxg2+-
) 31.Kg1
g4
32.h4
Sh3+!
33.gxh3
gxh3
34.Kh1
Tg6
35.f3
Dg7
36.Te2
Kh8
37.h5
Tg3
38.h6
Df6
39.Dd1
Tbg8-+
und das weiße Königshaus fällt im Sturm.]
30...Dh6
31.Kg1
g4!
Damit öffnet Schwarz entscheidend die Pforten zur weißen Stellung. Weiß sollte den Bauern g4 besser nicht schlagen, da er dann nach Sf4-e2+ nebst Dh6-h2 (ggf. h2-h1) mattgesetzt wird.
32.h4
Sh3+!!
Diese Idee hatte der Anziehende wohl komplett übersehen. Jetzt wird die Stellung auseinander genommen.
33.gxh3
Dxh4
34.Kh1
Damit flüchtet der weiße König immerhin auf eine geschlossene Linie, was tendenziell die richtige Verteidigungsmethode ist, dieses Mal aber nicht mehr hilft... [Auch 34.Ld3
bringt nichts angesichts von 34...Lxd3
35.Txd3
Taf8-+
und Schwarz droht alles Mögliche am Königsflügel, wie bspw. Lh2+ Kxh2 Dxh3+ Kg1 g3 usw. (35...Dxh3
36.Lf4!
) ]
34...Kh8
Bereitet die Invasion auf der g-Linie vor. Jetzt läuft alles automatisch.
35.f4
[35.Tb3
Tg8
36.Txb7
g3
37.Txc7
Lxh3-+
]
35...Tg8
36.De2
Tfg6
37.Taa1
gxh3
38.Dh2
Dh6!
Der stärkste Weg zum Gewinn. Damit plant Schwarz mit Tg6-g3 nebst Beseitigung des Bauern f4. [38...Tg2
dürfte auch gewinnen, dauert aber etwas länger.]
39.Te2
Dh5
Nachdem Weiß das Feld e2 mit dem Turm verstellt hat, greift Schwarz über die weißen Felder an.
40.Tf2
[40.Df2
Tg2!
41.De1
Ld3
42.Tf2
Tg1+
43.Kh2
Dg5-+
]
40...Tg3
Weiß gab auf [Eine Beispielvariante: 40...Tg3
41.Le2
Dg6
42.Lf3
Lxa5!
43.Sb3
Le4
44.Taf1
Le1-+
und Weiß ist nicht in der Lage, die Mattdrohungen zu verhindern.] 0-1